Neuer Personalausweis wird im Internet nur wenig genutzt
Berlin/Wiesbaden (dpa) - Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger verzichten beim neuen Personalausweis auf die Online-Funktion. Fast zwei Jahre nach seiner Einführung haben die Ämter bislang 17 Millionen dieser Chip-Karten ausgegeben.
Aber nur 5 Millionen Bürger entschieden sich dabei, auch die Online-Ausweisfunktion zu aktivieren. Dies teilte das IT-Unternehmen CSC nach einer Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem Bundesinnenministerium in Wiesbaden mit. „Der Durchbruch ist dem Scheckkarten-Ausweis in der Online-Welt bisher nicht gelungen“, erklärte das US-Beratungsunternehmen.
Die Gründe sieht die Studie, an der auch das Institut für Informationsmanagement Bremen (ifib) mitwirkte, unter anderem in der aus Anwendersicht komplizierten Handhabung und in dem bislang begrenzten Angebot an passenden Anwendungen. Die Berechtigung für das Auslesen der auf dem Ausweis-Chip gespeicherten Daten haben demnach erst 129 Unternehmen und Behörden erhalten. Von diesen haben 94 Anbieter auch tatsächlich Angebote für den Online-Ausweis im Einsatz - 33 Ämter und Behörden sowie 61 Unternehmen.
Die eID-Funktion für den Identitätsnachweis im Internet werde bislang nur zaghaft genutzt, sagte Philipp Spauschus als Sprecher des Bundesinnenministeriums. Es gebe aber eine positive Tendenz und eine Aufwärtsentwicklung. In einigen Kommunen entschieden sich bereits etwa 70 Prozent der Ausweisinhaber für eID. Als Vorreiter gelten unter anderem Köln, Münster und Ingolstadt. „Wir sehen da einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Bereitstellung attraktiver Angebote und der Bereitschaft der Bürger, diese Angebote auch nutzen zu wollen“, sagte der Ministeriumssprecher.
Mit zunehmender Verbreitung werde der Personalausweis mit eID auch für kommerzielle Angebote attraktiver, sagte Spauschus. Zusammen mit der zunehmenden Entwicklung kommunaler Angebote gehe er davon aus, dass bereits in einem Jahr mehr als ein Drittel der Ausweisinhaber die Online-Funktion aktiviert lasse.
Der am 1. November 2010 eingeführte neue „Perso“ erfüllt mehr Aufgaben als der alte. Er dient erstens wie bisher als Ausweis bei behördlichen Aufgaben, etwa bei Polizei oder Grenzkontrolle. Zweitens kann er als Identitätsnachweis für Online-Geschäfte (eID) eingesetzt werden. Und drittens ist die Plastikkarte auch für die elektronische Signatur verwendbar, um zum Beispiel digitale Dokumente rechtsverbindlich zu unterschreiben.
Die digitalen Möglichkeiten des neuen Ausweises hatten allerdings einen schlechten Start. Der Informatik-Student Jan Schejbal entdeckte eine Sicherheitslücke in der ersten Version der AusweisApp, die für die Nutzung von eID entwickelt wurde. Daraufhin musste die Software kurzfristig nachgebessert werden. Experten empfehlen, den neuen Personalausweis im Internet nur mit einem Kartenlesegerät zu verwenden, das eine integrierte Tastatur für die Eingabe der Geheimzahl hat. So ist es nicht möglich, die PIN bei der Eingabe auf der PC-Tastatur mit einer Schadsoftware wie einem „Keylogger“ auszuspähen.