Neuer Rotlichtbezirk im Internet eröffnet
Palm Beach Gardens/Berlin (dpa) - Das Internet hat jetzt seinen abgesteckten Rotlichtbezirk: Seit Dienstagabend können Website-Betreiber Adressen mit der Endung .xxx erwerben.
Mehr als 100 000 Domain-Namen seien bereits registriert worden, teilte der Betreiber ICM Registry in Palm Beach Gardens (Florida) mit. Diese Zahl schließt aber Fälle ein, in denen Organisationen nur ihren Namen besetzen wollen, um eine Fremdnutzung zu verhindern. Eine genaue Aufschlüsselung veröffentlichte ICM Registry nicht. Die Vorregistrierung für Markeninhaber war im September gestartet.
Die Adressen werden nicht über ICM Registry vergeben, sondern über Unternehmen, sogenannte Registrare. „Wir sind mit dem Start sehr zufrieden“, sagte Holger Neumann, Sprecher des Anbieters United Domains. Von 5000 vorbestellten Domains seien 60 Prozent erfolgreich registriert worden.
Adressen mit .xxx-Endung sollen nur Unternehmen der Pornobranche zur Verfügung stehen. Der Betreiber wirbt damit, schädliche Software und Kinderpornografie herauszufiltern. „Wir hoffen, dass mehr Nutzer zu .xxx-Seiten gehen, weil sie sich in dieser risikofreien Umgebung sicherer fühlen“, sagte ICM-Registry-Chef Stuart Lawley. Die Firma argumentiert zudem, dass „Erwachsenen-Inhalte“ durch die Endung klar benannt seien und sich somit auch leichter erkennen ließen, zum Beispiel mit einem Jugendschutzfilter. Bestehende Porno- und Erotik- Websites müssen aber nicht in den virtuellen Rotlichtbezirk umziehen.
Allerdings ist die neue Top-Level-Domain, wie diese Adressbereiche genannt werden, umstritten. Porno-Gegner - vor allem Konservative in den USA und einige religiöse Gemeinschaften - sehen darin eine Legitimierung von anstößigen Inhalten. Ein Teil der Sexindustrie befürchtet dagegen, dass die Videos leichter zensiert werden können. Unternehmen aus anderen Branchen beklagen zudem, dass der Aufwand wächst, die eigenen Markennamen zu schützen.
Pornografie gehört zu den meistgesuchten und -genutzten Inhalten im Internet. ICM Registry hofft auf ein großes Geschäft: Firmenchef Stuart Lawley bezifferte den möglichen Jahresumsatz mit .xxx-Domains einmal auf bis zu 200 Millionen Dollar.