News-Apps liefern Infos nach Maß
Berlin (dpa/tmn) - Nur eine Minderheit von kundigen Internetnutzern gestaltet mit Hilfe der RSS-Technik einen persönlichen News-Ticker aus dem Netz. News-Apps auf mobilen Geräten gehen neue Wege und kanalisieren die Informationsflut nach den Bedürfnissen der Nutzer.
Ohne technische Hilfsmittel ist die Informationsflut aus dem Internet nicht zu bewältigen. Sogenannte Newsreader zeigen die jeweils aktuellen Nachrichten und Beiträge von Medien und Blogs an, die mit Hilfe der RSS-Technik abonniert werden. RSS (Really Simple Syndication) sammelt Beiträge aus unterschiedlichen Internetquellen und führt sie in einem einheitlichen Newsticker zusammen. Besonders praktisch sind solche Anwendungen auf mobilen Geräten: News Apps halten die Nutzer von Smartphones und Tablet-Computern auch unterwegs auf dem Laufenden.
Bislang werden RSS-Reader vor allem von Nachrichtenjunkies genutzt, die ständig über ein Thema informiert sein wollen. Die Mehrheit der Internetnutzer verzichtet aber darauf. Für sie sei das ein „technisches Buch mit Sieben Siegeln“, meint der Blogger Robert Basic in einem Beitrag über RSS-Reader und ihre Leser.
Der Google Reader ist der wichtigste RSS-Dienst, der verschiedenen News Apps für mobile Geräte als Basis dient. Auf den Apple-Geräten haben Reeder und MobileRSS eine weite Verbreitung gefunden. Für die von Google entwickelte Android-Plattform gibt es neben der offiziellen Anwendung auch zahlreiche inoffizielle Apps wie den gReader. Diese RSS-Apps zeigen meist in einer Spalte die verschiedenen Quellen an, in einer anderen kann man durch alle Beiträge blättern.
RSS sei zwar ein bewährter Standard, „wird aber mittelfristig eine Nischentechnik bleiben“, sagt der Münchener Web-Experte Jens Jacobsen. Der Trend geht inzwischen zu neuartigen News Apps, die dem Nutzer bereits eine Grundausstattung für die täglichen Info-Happen bieten und „die soziale Intelligenz in die Nachrichtenauswahl einfließen lassen“, wie Jacobsen erklärt.
Die Quellen für den persönlichen Newsticker muss man bei dieser Art von News-App nicht mehr umständlich abonnieren, sie werden aus dem Sozialen Netzwerk bezogen. Die persönlichen Facebook-Kontakte oder die Personen, denen man auf Twitter folgt, liefern jede Menge Links zu aktuellen Medien- und Blogbeiträgen. „Die Social Reader sind momentan sehr im Kommen“, sagt Fabien Röhlinger vom Smartphone-Portal AndroidPit in Berlin. „Flipboard ist als erste dieser Apps richtig durch die Decke gegangen. Jetzt gibt es jede Menge Nachahmer.“
Die iPad-App Flipboard ordnet die Mitteilungen bei Twitter und Facebook auf einer Magazinseite an, in einem aufgelockerten Layout. Wenn ein Facebook-Eintrag oder ein Tweet, also eine Twittermeldung, einen Link auf ein Foto, ein Video oder eine Webseite enthält, werden diese Inhalte mit in die Flipboard-Seite eingebunden.
Und die News App wird offenbar ähnlich genutzt wie eine klassische Zeitschrift: „Unsere Spitzenzeit ist 11 Uhr abends“, erklärt Firmensprecherin Christel van der Boom. „Viele Leute lesen Flipboard vor dem Schlafen im Bett. Die Frühstückszeit und das Wochenende sind weitere Zeiten, die für das Flipboard-Lesen beliebt sind.“
Noch einen Schritt weiter geht die im März 2011 eingeführte News-App Zite. Hier kann man eigene Themengebiete angeben und zudem bei jedem Beitrag einen Daumen nach oben oder einen nach unten anklicken - so lernt die App mit der Zeit, was der Nutzer gern lesen möchte. „Zite ist für iPad-Nutzer, die gern lesen und eine einfache Möglichkeit wünschen, um die für sie interessantesten Artikel zu finden“, erklärt Meredith Klee vom kanadischen Unternehmen Zite. „Zite verwendet ihren Twitter-Stream, um zu bestimmen, welche Inhalte für sie am interessantesten sind.“
Bislang sind Flipboard und Zite auf das iPad beschränkt. Android-Nutzer sind bislang vor allem auf die klassischen RSS-Apps angewiesen, um aktuelle Informationen für ihre Bedürfnisse an einem Ort zu bündeln. Es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis die neuartigen News Apps auch für Android verfügbar seien, sagt Röhlinger. „Das ist ein Trend, der bei iOS nicht Halt macht. Das wird auch für andere Betriebssysteme entwickelt werden.“