Nicht immer nur googeln - Alternativen für die Suche im Netz
Berlin (dpa/tmn) - Bing, Yandex - schon einmal gehört? Es gibt auch Suchmaschinen abseits von Google, die das Internet recht breit abdecken und die Nutzereingaben nicht mitschneiden. Gute Suchergebnisse und Sicherheit aber gehen nicht immer zusammen.
Die Zahlen sind eindeutig: 95 Prozent Marktanteil hat Google unter den Suchmaschinen in Deutschland. Die Konkurrenz teilt sich das restliche Stückchen vom Kuchen. Die größte unter den kleinen Suchmaschinen ist Bing von Microsoft, die mit Yahoo kooperiert - mit drei Prozent Marktanteil.
Das Geschäftsmodell der meisten Anbieter ist einfach: Kostenlose Suche gegen Werbung und Auswertung der Nutzerdaten. Das gefällt nicht jedem. Abseits der übermächtigen Riesen versuchen kleine alternative Suchmaschinen mit Datensicherheit zu punkten. Das niederländische Unternehmen Surfboard Holding mit seinen Suchseiten Startpage.com und Ixquick.com wirbt damit, Suchanfragen und die IP-Adresse des Computers, von dem sie ausgehen, nicht zu speichern und den Datenverkehr zu verschlüsseln.
Wer auf die Suchergebnisse klickt, surft auch auf der folgenden Webseite weitgehend anonym. Die Technik dahinter kann das Öffnen einer Seite allerdings verlangsamen. Mitbewerber Duckduckgo aus den USA setzt auf ähnliche Standards: „Die Suchmaschine, die sie nicht verfolgt“ steht auf der Startseite mit dem Entenlogo. Aber sind Nutzer bereit, für den Datenschutz auf Komfort zu verzichten?
„Wenn es um die Frage Sicherheit oder Komfort geht, gewinnt in der Regel Komfort“, sagt Manuel Fischer vom IT-Verband Bitkom. Auch die Möglichkeiten, E-Mails, Kurznachrichten oder Chats zu verschlüsseln, seien seit Jahren ausgereift. „Aber dafür müssen die Nutzer ein bisschen mehr Aufwand betreiben, als viele wollen.“
Wer dauerhaft alternative Suchmaschinen nutzen möchte, dem bietet der Firefox-Browser eine bequeme Möglichkeit. Im Suchfenster oben rechts ist zunächst Google voreingestellt. Doch das lässt sich mit wenigen Klicks ändern. Eine Suchmaschine, die das Internet fast genau so gut abdeckt wie Google und Bing, ist Yandex aus Russland. Ergebnisse gibt es hier auch in deutscher Sprache, genauso wie bei den kleineren Qwant und Exalead aus Frankreich sowie Blekko aus den USA.
Für den an Google gewöhnten Nutzer ist der Kontakt mit Such-Alternativen zunächst ungewohnt. Die Suchergebnisse fallen je nach Anbieter ziemlich unterschiedlich aus. „Bei alternativen Suchmaschinen bekommt man meist weniger Treffer. Zwar schauen viele Nutzer kaum mehr als die ersten 10 bis 20 davon an. Dennoch sollte die Qualität stimmen“, sagt Manuel Fischer. „Eine Suchmaschine, die keine Nutzerdaten erfasst, kann auch nicht so gute Ergebnisse liefern. Das betrifft vor allem thematischen Suchen, die in die Tiefe gehen“, sagt Dirk Lewandowski von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg.
Die Alternativen seien kein Ersatz für Google, aber eine gute Ergänzung, sagt Lewandowski. „Die monopolartige Dominanz von Google lässt sich nicht durch den Markt brechen“, sagt er. Lewandowski und Unterstützer arbeiten an einer Alternative zu Googles Suchindex, einer gewaltigen Datenbank mit Kopien von Webinhalten, über die das Unternehmen seine Suchergebnisse erzeugt. „Solch eine Kopie des Web würde sich heute kein Staat und kein Unternehmen allein leisten“, sagt Lewandowski. Gäbe es sie aber, könnten nicht nur 10, sondern 10 000 alternative Suchmaschinen darauf aufbauen. An dieser Datenbasis arbeiten die Forscher.
Wolfgang Sander-Beuermann, Leiter des Instituts für Suchmaschinen-Technologie in Hannover, hat die Suchmaschine Metager mit aufgebaut. Sie bezieht ihre Ergebnisse von den anderen großen Suchmaschinen und nutzt für Spezialgebiete eigene Suchmaschinen. Bei Metager kann man auch beim Klick auf die Suchergebnisse und allen Folgeklicks anonym bleiben. Der Dienst bietet außerdem einen Zugang über das TOR-Netzwerk, für fast vollständig anonymes Surfen im Netz.
„In Zeiten der Internet-Totalüberwachung sollten wir tun, was wir können, um den Überwachern das Spionieren zu erschweren“, motiviert Metager zu einer etwas aufwendigeren Nutzung des Web. Schließlich, so sagt Sander-Beuermann, stünden auch die Server einiger mit Datensicherheit werbender Suchmaschinen in den USA. Dort müssen die Betreiber den Geheimdiensten auf Verlangen das Mitlauschen erlauben. „In Deutschland ist das ungesetzlich“, sagt der Experte.
Nur so zum Spaß kann man dann auch einmal eine Suchmaschine ausprobieren, die ganz anders tickt: Wolfram Alpha. Sie kann mathematische Probleme und Sachfragen beantworten, die aus ganzen Sätzen bestehen. Mit jedem Tag wird sie darin ein bisschen besser.