Zeitung: Foto-App Snapchat mit rund zehn Milliarden Dollar bewertet
San Francisco (dpa) - Die Foto-App Snapchat, bei der Bilder nach dem Ansehen verschwinden, wird von Investoren laut einem Zeitungsbericht inzwischen mit nahezu zehn Milliarden Dollar bewertet.
Die bekannte Finanzfirma Kleiner Perkins habe sich auf dieser Basis auf eine Investition von 20 Millionen Dollar geeinigt, schrieb das „Wall Street Journal“ am Dienstag unter Berufung auf informierte Personen. Das würde ihr einen Anteil von etwa 0,2 Prozent an Snapchat bringen. Kleiner Perkins gehört zu den prominenten Startup-Finanzierern und hatte unter anderem in Google und Amazon investiert.
Snapchat hat dem Bericht zufolge inzwischen rund 100 Millionen aktive Nutzer. Bei der App kann man Fotos verschicken, die sich löschen, wenn sie angesehen wurden. Die App ist vor allem bei jungen Nutzern populär, auch für freizügige Bilder. Der Fotodienst schlug im vergangenen Jahr ein Kaufangebot von Facebook aus, das laut Medienberichten bei drei Milliarden Dollar gelegen haben soll. Das Online-Netzwerk vereinbarte wenig später den Kauf des Kurznachrichtendienstes WhatsApp für rund 19 Milliarden Dollar.
Die aktuelle Finanzierungsrunde bei Snapchat sei noch nicht abgeschlossen, berichtete das „Wall Street Journal“. Das vom 24-jährigen Mitgründer, Evan Spiegel, geführte Startup wolle in diesem Jahr versuchen, Geld mit Werbung zu verdienen, hieß es. Snapchat kommentierte die Informationen der Zeitung ausweichend: Bewertung und Kapitalbedarf seien die am wenigsten interessanten Aspekte, erklärte ein Sprecher dem „Wall Street Journal“ und dem Blog „Techcrunch“.
Nach Informationen von „Techcrunch“ will sich Snapchat in der laufenden Finanzierungsrunde insgesamt 100 Millionen Dollar besorgen. Bisher bekam das vor rund drei Jahren gegründete Startup insgesamt rund 160 Millionen Dollar von Investoren. Im vergangenen Jahr sollen sie Snapchat noch mit rund zwei Milliarden Dollar bewertet haben. Auch Microsoft war in Medienberichten als möglicher Kaufinteressent gehandelt worden.
Die Firmenbewertung auf Basis eines so kleinen Anteils wie 0,2 Prozent hat zwar eine relativ geringe Aussagekraft. Solche Werte werden aber als Basis für spätere Finanzierungsrunden und Berechnungen für einen eventuellen Börsengang genommen. So lief es auch etwa bei Facebook und Twitter.
Auch der Handy-Bezahldienst Square erhält laut einem Medienbericht eine neue Millionen-Finanzspritze von Investoren. Wie der amerikanische TV-Sender CNBC am Dienstag mit Bezug auf eingeweihte Kreise berichtete, soll die von Twitter-Mitgründer Jack Dorsey ins Leben gerufene Firma dabei sein, 200 Millionen Dollar einzusammeln. Das Geld komme teilweise von Staatsfonds aus Singapur, heißt es. Die aktuelle Finanzierungsrunde bewertet das Unternehmen mit sechs Milliarden Dollar.
Square ermöglicht es Kleinfirmen durch ein Kartenlesegerät, das an Smartphones gesteckt wird, Kredit- und EC-Karten-Zahlungen anzunehmen. Die Firma wurde 2009 gegründet und hat als Investoren unter anderem die nun bei Snapchat eingestiegenen Wagniskapitalspezialisten von Kleiner Perkins und den bekannten Silicon-Valley-Finanzierer Sequoia Capital an Bord. Das Geschäft mit mobilen Bezahldiensten boomt - zuletzt hat der US-Versandriese Amazon die Branche geentert.