PayPal arbeitet am Bezahlen im Vorbeigehen
Paris (dpa) - PayPal will das Bezahlen im Geschäft unsichtbar ablaufen lassen, über Funktechnik und Handy soll es automatisch funktionieren. Jetzt kommt der nächste Baustein für diese Vision: Kleine Funktürmchen, die Kunden am Smartphone erkennen können.
Der Bezahldienst PayPal hat ein System entwickelt, mit dem Kunden über ihr Smartphone automatisch in Läden erkannt werden können. Sie können dann auch direkt über ihr Telefon bezahlen. PayPal will die Technik mit dem Namen „Beacon“ (Leuchtturm) Anfang kommenden Jahres zunächst in den USA starten, sagte Firmenchef David Marcus am Dienstag (10. Dezember) bei der Internet-Konferenz LeWeb in Paris. Vom zweiten Halbjahr 2014 an soll das System auch in Europa eingeführt werden.
Die Smartphones fangen dabei Signale kleiner Beacon-Sendestationen ein, die in den Läden installiert sind. Dazu müssen Nutzer die PayPal-App auf ihrem Handy installiert haben. Dort geben sie dann ihre PayPal-Kontoinformationen ein. Die Nutzer entscheiden beim ersten Kontakt, ob sie die Verbindung zur Sendestation herstellen und beim nächsten Besuch auch automatisch einchecken wollen, sagte Marcus. Der Schutz der Privatsphäre sei gewährleistet, betonte er. „Der Kunde hat immer die Kontrolle.“ Statt GPS-Ortung wird Bluetooth-Funktechnik eingesetzt.
Der Händler sieht dann auf einem Smartphone oder Tablet-Computer Fotos und Namen der anwesenden Kunden. Dazu kommen eventuell auch deren Vorlieben - zum Beispiel, ob sie ihren Kaffee mit fettarmer Milch trinken. Diese Informationen speisen sich aus den vorherigen Einkäufen eines Kunden bei demselben Händler. Nach Einschätzung des PayPal-Chefs gibt die „Beacon“-Technik den Händlern nicht zuviel Wissen über die Einkäufer: „Wenn Sie eine Kundenkarte nutzen, werden Ihre Einkäufe jetzt schon registriert.“
Marcus glaubt an die Technologie als wichtigen Baustein für den Wandel des Einzelhandels: „Ich wäre schockiert, wenn man in vier Jahren in großen Städten zum Einkaufen noch seine Brieftasche mitnehmen müsste“, sagte er. Er stellt sich ein Kaufhaus vor, in dem man nicht einmal mehr an die Kasse gehen müsste. Stattdessen würden Einkäufe an einer Funkschranke am Ausgang automatisch erkannt und über das auf dem Smartphone gespeicherte PayPal-Konto bezahlt. Paypal gehört zur Online-Handelsplattform Ebay. Sie ist Verbrauchern vor allem als Auktionshaus bekannt, will sich aber als Dienstleister für den Handel etablieren.
Die stationären Händler seien gezwungen, sich zu verändern, meint Marcus. „Im Moment nutzen die Menschen sie oft nur als Showroom und bestellen dann günstiger im Internet. Der Handel muss sich als Dienstleister und Logistik-Spezialist neu erfinden, wenn er bestehen will.“
Die „Beacon“-Geräte sind derzeit etwas größer als ein USB-Stick, mit der Zeit dürften sie aber direkt in Kassengeräte integriert werden, zeigte sich Marcus überzeugt. Einen Preis nennt PayPal noch nicht. Große Händler werden ein Netz aus mehreren „Beacon“-Punkten mit einstellbarer Reichweite aufbauen können, etwa getrennt für die Obst- oder Weinabteilung. Damit könnten sie den Kunden direkt am Regal Rabatte unterbreiten. Apple führt ein eigenes System auf derselben technischen Basis gerade in seinen gut 250 Geschäften in den USA ein.