PC-Branche sucht den Jungbrunnen auf der IFA

Berlin (dpa) - Als käme sie gerade aus dem Jungbrunnen - auf der diesjährigen IFA in Berlin hat sich die traditionelle PC-Branche mit vielen Neuheiten präsentiert.

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Die dünnsten Notebooks der Welt, 2-in-1-Geräte, die sich zum Tablet wandeln und wahlweise auch mit dem Stift bedienen lassen, oder neue Desktop-PCs, die man per Sprachassistentin steuert. Mit ihren Neuheiten wollen die PC-Hersteller schließlich die noch immer andauernde Talfahrt der Branche beenden.

„Wir müssen es als Industrie besser verstehen, den Kunden auch zu zeigen, was sich wirklich verändert hat“, sagte Christian Lamprechter, Chef von Intel Deutschland, der dpa. Und das sei enorm. Schließlich habe sich die Grafikleistung der Geräte verdreifacht, Bilder in Ultra-HD-Auflösung sind keine Ausnahme mehr, und selbst die Konvertierung von Videos sei heute am Notebook in 12 Minuten möglich und brauche keine Stunden mehr. Und der Akku reiche in der Regel aus, um sich während eines Flug über den Atlantik mit Filmen und Videos die Zeit zu verkürzen. Es komme jetzt darauf an, was die Industrie daraus mache und ob der Nutzer einen Mehrwert erkenne.

Der Markt für Desktop-PCs zeige definitiv noch immer Schwäche, sagte Lamprechter. Es gebe einen starken Verdrängungswettbewerb. „Die Hersteller schauen nicht, wie man den Kuchen größer machen könnte.“ Stark lege jedoch insgesamt das höherpreisige Segment ab rund 800 Euro zu. „Wir sehen weltweit eine Verdoppelung.“ Im Gesamtmarkt sei eine Erholung hin zu normaler Saisonalität erkennbar. Im ersten Halbjahr habe man es nicht geschafft. Doch die zwei stärksten Quartale stünden bevor. „Wir sind mit den ganzen Innovationen im Rücken alle recht optimistisch.“

Bereits im zweiten Quartal bremste sich die Talfahrt laut Analysen von Gartner etwas ab. Der taiwanesische Hersteller Acer legte demnach in Deutschland sogar um satte 49 Prozent zu. Aktuell rangiert das Unternehmen nach HP und Lenovo auf dem dritten Platz. Auf der IFA präsentierte Acer unter seinen Neuheiten auch das ultradünne Notebook „Swift 7“, das in hochwertigem Design in der Höhe weniger als einen Zentimeter misst. Mit dem „Spin 7“, ein sogenanntes Convertible, das ebenfalls dünner als eine DVD-Box ist, will Acer in einem der Wachstumssegmente präsent sein. „Auch für Hardware-Hersteller läutet die IFA das Weinachtsgeschäft ein“, sagte Acer-Manager Wilfried Thom.

Möglich machen die aktuellen Designs mit satter Ausstattung auch Intels neue Chips der siebten Generation. Sie erlauben es, Geräte auch ohne Lüfter und damit viel schmaler zu bauen. Auch Microsofts Betriebssystem Windows 10 soll nach den Wünschen der Anbieter die Nachfrage nach neuen PC-Modellen ankurbeln. Es ist für die Nutzung auf mobilen Geräten optimiert, unterstützt die Bedienung über Touch-Displays und erlaubt handschriftliche Notizen mit dem Stift oder ermöglicht die biometrische Erkennung über Windows Hello.

Vor einem Monate feierte Microsoft den ersten Geburtstag des Betriebssystems. Nach Angaben von Microsoft hat es sich schneller als alle seine Vorgänger im Markt etabliert. Bis vor einem Monat wurde ein Upgrade allerdings auch noch kostenlos angeboten. Diese Aktion wurde von einigen Herstellern kritisiert, weil dies einen Verkaufsschub bei neuen Geräten verhindert habe. Auf der IFA leistete sich der Softwarekonzern einen großen Messeauftritt. Einen „Masseneffekt“ durch Windows 10 erwarte er jedoch eher im kommenden Jahr, sagte Intel-Manager Lamprechter.