Phablet mit Gesprächsbedarf: Googles Nexus 6 im Praxistest

Berlin (dpa/tmn) - Googles erstes Phablet kommt mit flotter Hardware und dem neuen Android 5. Der Hybrid aus Smartphone und Tablet schlägt sich im Alltag überzeugend, irritiert aber durch kleine Eigenheiten.

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Und das Nexus hat immer ein offenes Ohr für seinen Besitzer.

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Der erste bewusste Eindruck vom Nexus 6 ist ein plötzliches „Ping“. Ganz unerwartet erwacht das sechs Zoll große Phablet zum Leben, eine Nachricht auf dem QHD-Bildschirm lädt zum Einsprechen einer Suchanfrage ein. Dabei hatte die Kollegin doch nur „Okay, ich googele das mal“ gesagt. Die Erkenntnis braucht eine Weile - Googles von Motorola gefertigtes Nexus 6 ist immer bereit, lauscht in den Raum, will stets informieren und dabei mit Stimme und Fingern bedient werden. Nur einmal „Okay Google“ sagen, schon gehorcht es aufs Wort. Schöne neue Android-Welt für knapp 600 Euro aufwärts.

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Mit dem Nexus 6 bringt Google sein erstes eigenes Android-Phablet, eine Geräteklasse irgendwo zwischen viel zu großem Smartphone und recht kleinem Tablet.

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Rein optisch ist das Nexus 6 eine aufgeblasene Version des Moto X von Motorola, hat einen Metallrahmen und einen gerundeten Rücken aus Kunststoff. Mit 184 Gramm Gewicht liegt es spürbar in der Hand. Die Verarbeitung ist gut, die Materialanmutung auch - abgesehen vom Kunststoffrücken, der extrem anfällig für Fingerabdrücke und Schmutz aller Art ist. An der dicksten Stelle misst das Nexus 6 einen Zentimeter, zu den Rändern hin wird es dünner. Sobald man es auf den Tisch legt, schaukelt es bei jedem Fingerdruck. Bei einer Größe von mehr als sechs Zoll in der Diagonalen haben selbst Menschen mit großen Händen Probleme, es einhändig zu bedienen. Auch für die Hosentasche ist es nur bedingt geeignet. Wofür braucht man also einen solchen schwer tragbaren Riesen?

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Die Antwort erschließt sich, wenn man das Nexus 6 im Alltag nutzt. Alles fließt - das ist eine gute Beschreibung des Nutzungserlebnisses. Keine Ruckler, keine Wartezeiten, sogar die 3D-Darstellung von Google Earth läuft so fließend, wie man es selbst am PC kaum gewohnt ist.

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Und das Nexus hat eines: Ausdauer. Die 3220 Milliamperestunden fassende Batterie reicht laut Google für mindestens 24 Stunden, 15 Minuten Aufladen sollen immerhin sechs weitere Stunden Nutzung ermöglichen. Im Alltag schaffte das Testgerät diese Werte leicht, der Ausdauerrekord lag bei knapp drei Tagen. Ganz nebenbei: Telefonieren kann das Phablet auch.

Viel Licht also, aber es gibt auch Schatten. Die auf dem Papier beeindruckende Kamera liefert tatsächlich gute Bilder. An die in Klassenkonkurrenten verbauten Kameras von Samsung Note 4 oder iPhone 6 Plus oder Lumia 1520 kommt sie aber nicht heran.

Auch das neueste Android 5.0 hinterlässt einen gemischten Eindruck. Einerseits ist es wunderbar aufgeräumt. Auf der anderen Seite weiß man manchmal schlicht nicht, was Text und was Schaltfläche ist und fühlt sich wie beim ersten Blick auf ein chinesisches Straßenschild. Die intuitive Bedienung eines Windows Phone oder iOS liefert das Lollipop getaufte Android nicht. Und dann ist da noch die Sache mit der Privatsphäre.

Das Nexus 6 ist always on. Beim Einrichten wird gefragt, ob man Zugriff auf den Standort und Nutzungsdaten geben will, alle anderen Privatsphärefunktionen muss man sich mehr oder weniger selbst erschließen.

Fazit: Mit dem Nexus 6 erhält man ein solides Telefon, das maximale Googleintegration bietet. Es hat starke Hardware und abgesehen vom gemischten Bedienerlebnis des Betriebssystems auch ein gutes und durchdachtes Softwarepaket. Dazu gibt es Zugriff auf die zahllosen Apps im Play Store. Mehr Google und Android geht kaum. Für eifrige Nutzer der Googledienste mit Bedarf nach einem großen Bildschirm ist das Nexus 6 eine Überlegung wert. Wer davon abgeschreckt ist, aber trotzdem ein übergroßes Smartphone oder kleines Tablet möchte, findet in der 5,5-6-Zoll-Klasse einige Alternativen, sowohl mit Windows Phone als auch mit iOS.

Das Nexus 6 ist im Play Store und im Elektronikhandel erhältlich. Der Preis beträgt rund 600 Euro für 32 GB Speicher; 64 GB gibt es für rund 650 Euro.