Pokémon Go: Klassiker im Smartphone-Format
Tokio (dpa) - Nintendo will seine Pokémon-Figuren mit einer Smartphone-App in die reale Welt bringen. Zusammen mit den Entwicklern des Augmented-Reality-Spiels Ingress produziert das japanische Traditionshaus eine mobile Version seines Erfolgsklassikers für Apples iOS und Googles Android-Betriebssystem.
Dabei bezieht „Pokémon Go“ die reale Umgebung des Spielers in das Geschehen mit ein. Die Figuren erscheinen statt in virtuellen Umgebungen in der realen Welt des Nutzers und können dort gesammelt, gefangen oder trainiert werden. Gemeinsam mit anderen Spielern kann man seine Figuren gegeneinander antreten lassen.
Auch ohne Smartphone vor Augen sollen die Nutzer das Spiel weiterverfolgen können. Dafür will Nintendo mit Pokémon Go Plus zusätzlich ein kleines Gerät anbieten, dass sich wie eine Armbanduhr tragen lässt und über Bluetooth mit dem Handy verbunden ist. Das Gerät soll über eine LED-Anzeige und Vibrationen den Nutzer informieren, wenn ein Pokémon in der Nähe ist. Über einen Knopf lassen sich auch kleine Aktionen durchführen.
An der Entwicklung soll auch Junichi Masuda von Game Freak Inc. beteiligt sein, der als Spiele-Direktor die Videospiel-Serie des Erfolgstitels verantwortet hat. Es werde auch überlegt, dass der Spieler mit Pokémon Go nicht nur Zugang zu ganz neuartigen Spielerlebnissen, sondern auch zu den bestehenden Videospielen erhält.
Das Augmented-Reality-Spiel Ingress war vor rund zwei Jahren von dem Entwicklerstudio Niantic Labs veröffentlicht worden. Es gehörte lange zu Google, wurde vor kurzem aber eigenständig. Ursprünglich war die Firma von John Hanke gegründet worden, der auch maßgeblich an Google Earth mitgewirkt hat. Auch bei Ingress erfasst das Smartphone die standortbezogenen Daten des Nutzer und blendet das Spielgeschehen in die reale Umgebung ein. Das Science-Fiction-Spiel wurde bisher 12 Millionen Mal heruntergeladen.
Pokémon Go soll 2016 auf den Markt kommen, einen näheren Zeitrahmen nannte Nintendo nicht. Für Apples iPhones und Android-Smartphones soll es kostenlos angeboten werden. Einnahmen will Nintendo mit zusätzlichen kostenpflichtigen Angeboten innerhalb des Spiels machen.
Nintendo hatte zuletzt einen überraschenden Quartalsgewinn eingefahren und den Umsatz um gut ein Fünftel gesteigert. Trotz wachsender Konkurrenz durch Smartphone-Spiele verkaufte das Unternehmen noch immer rund eine Million Geräte seiner mobilen Konsole 3DS. Satoru Iwata, der seit 2002 das Unternehmen leitete, war im Juli überraschend im Alter von 55 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Als Nachfolgelösung sollen zunächst die Top-Manager Shigeru Miyamoto und Genyo Takeda Nintendo weiterführen. Miyamoto genießt als Schöpfer von Spielen wie „Super Mario“, „Zelda“ oder „Donkey Kong“ ebenfalls den Status einer Legende.