Schnappschuss oder Profifoto? Was Smartphone-Kameras können

Hannover (dpa/tmn) - Megapixel ohne Ende, ein Blitzlicht und die Bildbearbeitung direkt dabei. Wer braucht noch eine Kompaktkamera, wenn er ein Smartphone hat? Doch Experten sagen: Für anspruchsvolle Fotografen können die Handykameras noch nicht genug.

Sie sind immer knipsbereit in der Hosentasche und können außerdem noch telefonieren: Aktuelle Smartphones werden immer mehr zur Konkurrenz für Kompaktkameras. Nach Schätzungen der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik (gfu) ging der Verkauf von kompakten Digitalkameras 2012 im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent zurück. Doch können Smartphones sowohl Gelegenheitsknipser als auch Hobbyfotografen zufriedenstellen?

„Der größte Vorteil einer Smartphone-Kamera besteht darin, dass sie nicht als separates Gerät mitgeschleppt werden muss“, sagt Alexander Kuch vom Telekommunikationsportal „Teltarif.de“. Durch die Internetanbindung des Telefons kann man die Fotos viel schneller Freunden und Verwandten zeigen, indem man sie zum Beispiel in ein soziales Netzwerk hochlädt. Auch eine einfache Bildbearbeitung zum Einstellen von Helligkeit, Kontrast, Ausschnitt oder Farbgebung ist auf Smartphones inzwischen gut möglich.

Mit Auflösungen von bis zu zwölf Megapixeln versprechen Smartphone-Kameras viel Bildqualität. Ambitionierte Hobbyfotografen stoßen bei der Bilderjagd aber schnell an die technischen Grenzen. „Obwohl viele Smartphone-Fotos bei der Auflösung und der Farbtreue mittlerweile mit denen klassischer Digitalkameras mithalten können, leiden viele Bilder vom Smartphone an tonnen- oder kissenförmigen Verzeichnungen“, klagt Kuch.

Einen richtigen optischen Zoom haben die Handykameras in der Regel nicht. Vom digitalen Ersatz für eine analoge Vergrößerung ist Kuch nicht überzeugt: „Der Digitalzoom erlaubt zwar eine Anpassung des Bildausschnitts vor dem Knipsen“, sagt der Experte. „Bei einer zu starken Digitalvergrößerung wirken die Fotos anschließend aber pixelig.“ Einige Smartphones haben zwar inzwischen ein Objektiv mit eingebautem optischem Zoom, allerdings wird das Telefon dadurch deutlich schwerer.

Aber nicht nur das Objektiv, auch die Bildsensoren sind sehr klein. „Das hat zur Folge, dass Fotos fast immer durchgehend scharf sind - die Physik will es so, ein Spielen mit der Unschärfe ist kaum möglich“, sagt Jobst Kehrhahn, Redakteur der Computerzeitschrift „c't“. So gelingen mit Smartphones keine Fotos, bei dem das zentrale Objekt scharf und der Hintergrund unscharf erscheinen soll.

Die besten Kameras stecken in der Regel in Smartphones der Oberklasse. Einsteigergeräte eignen sich oft nur für anspruchslose Schnappschüsse, nicht für hochwertige Fotos. Das gilt auch dann, wenn der Hersteller mit hohen Megapixel-Werten protzt. „Je mehr Megapixel man auf einen Winzlings-Sensor packt, desto kleiner ist die Fläche pro Bildpunkt, die Photonen einfängt“, erklärt Kehrhahn. Das Resultat sind mehr Bildrauschen oder andere Bildartefakte. Außerdem sind Bilder mit hoher Auflösung zwar schön, aber oft auch groß. Hochgeladen werden solche Fotos am besten nur per WLAN oder per Kabelverbindung zum PC. Ansonsten ist die Datenflatrate des Handytarifs womöglich schnell ausgeschöpft.

Wie gut eine Smartphone-Kamera wirklich ist, lässt sich zum Beispiel mit ein paar Testbildern im Laden überprüfen. „Auch die Bildqualität bei schlechten Lichtverhältnissen kann so beurteilt werden“, sagt Alexander Kuch. „Das ist manchmal eine Schwachstelle bei Smartphone-Kameras.“ Die Blitzlichter mancher Modelle haben in der Regel eine sehr kurze Reichweite. Das reicht zwar für Porträtaufnahmen, kann aber keinen ganzen Raum ausleuchten.

Bei einem aktuellen Test von 61 Smartphones spricht die Stiftung Warentest in ihrer Zeitschrift „test“ (Ausgabe 1/2013) dem iPhone 5 (Preis: ab 679 Euro) die beste Kamera zu. Allerdings haben Nutzer beim Fotografieren mit dem Apple-Telefon weniger Einstellmöglichkeiten als bei der Konkurrenz, kritisieren die Tester. Auf Platz zwei und drei der besten Mobiltelefone für Knipser und Filmer folgen das Samsung Galaxy S 3 (um 450 Euro) und das Nokia 808 PureView (um 450 Euro). Preiswertere Smartphones mit guter Kamera sind den Angaben nach zum Beispiel das Sony Xperia S (um 300 Euro) oder das Windows-Smartphone Radar von HTC (um 250 Euro).

Wer viel mit solchen Smartphones fotografiert, benötigt aber auch die passende Ausrüstung. Zwar braucht es fürs Handyknipsen keine Objektive und kein externes Blitzlicht. Einige kleine und flexible Stative bringen inzwischen aber eine Halterung für Smartphones mit. Für das Fotografieren in geschlossenen Räumen ist außerdem die Anschaffung eines separaten Fotolichts denkbar. Vielfotografierer sollten außerdem in eine separate SD-Karte für ihre Bilder investieren, ansonsten müssen die Fotos den Platz mit Apps, Musik und anderen Speicherfressern teilen. Für Wanderungen und andere längere Trips ist ein zweiter Akku empfehlenswert.