Schnell umrüsten: Analoges Sat-TV wird abgestellt
Berlin (dpa/tmn) - Wer die Fernsehbilder per Satellit bekommt, muss schnell handeln. Am 1. Mai endet die analoge Übertragung. Wer den Stichtag verpasst, sieht bald nur noch weißes Rauschen.
Am 30. April 2012, pünktlich um 3.00 Uhr morgens, stellt Astra das analoge Satellitenfernsehen über Astra ab. Wer diesen Termin tatenlos verstreichen lässt, startet im Zweifel ohne Fernsehempfang in den Mai. Was Nachzügler wissen müssen - ein Überblick mit Fragen und Antworten.
Warum bleibt nicht alles, wie es ist?
Digitales Satelliten-TV wird schon seit Jahren parallel zum analogen Sat-TV ausgestrahlt. Es bietet bessere Bild- und Tonqualität sowie einen elektronischen Programmführer (EPG). Das Abschalten des analogen Signals schafft auf den Satelliten Kapazitäten für hochauflösendes Fernsehen (HD oder HDTV) oder 3D-TV.
Muss ich jetzt für digitales Astra bezahlen?
Nein. Alle bisher frei empfangbaren Analog-Programme sind in normaler Auflösung (SD oder SDTV) auch beim digitalen Empfang kostenlos. Es gibt sogar mehr Gratis-Sender als zuvor, teilweise auch in HD und zum Beispiel aus anderen Ländern.
Bin ich betroffen?
Schnelle Gewissheit liefert der Videotext: Das Erste, die Dritten Programme, ZDF, ProSieben, RTL und SAT.1 bieten auf der Tafel 198 einen Schnelltest. Die Seite zeigt, ob man noch analog oder schon digital empfängt. Ein Indiz kann auch das Programmangebot sein: Bei Astra stehen knapp 35 analogen gut 350 digitale Sender gegenüber. Auskunft können im Zweifel auch Vermieter, Hausverwaltung oder Hausmeister geben. Für Nutzer von DVB-T und Kabelkunden ändert sich nichts.
Ich bin betroffen - wird es jetzt teuer?
Eher nicht. Das Gros der betroffenen Haushalte muss nach Einschätzung der Medienanstalten- und Sender-Initiative Klardigital nur den oder die Receiver austauschen. Die neue digitale Empfangsbox wird einfach anstelle der alten analogen angeschlossen, dann der Sendersuchlauf aktiviert. Für einen zukunftssicheren Receiver, der auch HDTV empfängt, muss man auf die Kennzeichnung DVB-S2 achten und mindestens 50 Euro anlegen. Wer auch verschlüsselte (HD-)Sender empfangen will, muss zudem auf die Kennzeichnung CI+ achten und mindestens 80 Euro ausgeben. Jedes TV- oder Aufnahme-Gerät braucht einen eigenen Receiver, in vielen neuen Modellen ist dieser bereits integriert. Alte Fernseher, selbst „Röhren“, können weiterverwendet werden - aber nur HD-Ready- und Full-HD-Geräte können HD-Bilder darstellen (mehr Informationen zu HDTV gibt es von der ARD).
Muss ich an die Schüssel?
Vielleicht. Zusätzlich zum Receiver-Tausch kann es notwendig sein, das Herzstück der Satelliten-Schüssel, den LNB (Low Noise Block Converter) zu ersetzen. Um digitale Astra-Programme empfangen zu können, muss der LNB Frequenzen bis 12,75 Gigahertz (GHz) verarbeiten können. Er wird dann auch Universal-LNB genannt. Ein Bereich von 10,7 bis 11,7 GHz zeigt an, dass es sich um einen alten, nicht kompatiblen Converter handelt. Als Faustregel gilt: Der LNB (ab rund 10 Euro) muss getauscht werden, wenn er älter als zehn Jahre ist. Selten macht auch ein verrottetes oder für den Digitalbetrieb ungenügend abgeschirmtes Anschlusskabel (weniger als 95 Dezibel) Probleme. Die Ausrichtung der Schüssel bleibt indes unverändert. Informationen zum Umstieg samt Anleitungsvideos hat die ARD ins Netz gestellt.
Was ist beim Kauf einer ganz neuen Anlage zu beachten?
Wer eine Schüssel mit Single-LNB kauft, kann daran auch nur einen einzigen Receiver anschließen. An einem Twin-LNB können dagegen schon zwei Receiver betrieben werden, an einem Quad-LNB bis zu vier und an einem Octo-LNB bis zu acht. Außerdem gibt es den Quattro-LNB, an dem in Kombination mit sogenannten Multischaltern eine Vielzahl Receiver Anschluss findet. In Quad- und Octo-LNBs sind solche Schalter bereits integriert, sie sind aber im Gegensatz zum Quattro-LNB nicht mehr erweiterungsfähig, erklärt der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH).
Ich bin Mieter: Was muss der Vermieter tun?
Ist im Haus eine Gemeinschaftsanlage installiert, muss sich der Vermieter um den Austausch von LNB und Multischaltern kümmern, erklärt der Eigentümerverband Haus und Grund. Die Anschaffung eines neuen Digitalreceivers oder anderer Endgeräte ist Sache des Mieters.
Gibt es kostenlose Alternativen?
Ja. Digitales Antennenfernsehen (DVB-T) wird in SD-Qualität bundesweit ausgestrahlt. In Ballungszentren sind oft mehr als 30 Programme verfügbar. Auf dem Land ist das Angebot meist geringer und der Empfang kann problematisch sein. Neue Fernseher haben DVB-T meist integriert. Receiver zum Nachrüsten sind schon ab 20 Euro zu haben.