Schwächere Umsatzprognose schickt SAP-Aktie auf Talfahrt
Walldorf (dpa) - Die wirtschaftliche Lage in Asien hat den vom Wachstum verwöhnten Softwarekonzern SAP ausgebremst.
Das Plus bei den wichtigen Produkt- und Serviceumsätzen wird in diesem Jahr schwächer ausfallen als geplant, wie Europas größter Softwarehersteller am Donnerstag mitteilte.
Die Aktie fiel am Vormittag - als schwächster Wert im Leitindex Dax - um 1,94 Prozent auf 56,55 Euro. Mitte März war das Papier noch fast zehn Euro mehr wert.
In Asien und der Pazifik-Region - bisher Wachstumstreiber des Softwarekonzerns - hielten die Firmen Investitionen derzeit zurück, erklärte Co-Chef Jim Hagemann Snabe.
Die Abschwächung der Konjunktur in China wirke sich vor allem auf Japan und Australien aus - zwei der größten Märkte SAPs in der Region.
Bereits zu Jahresbeginn hatte SAP in der Region geschwächelt und das noch auf den Regierungswechsel in China und Managementprobleme geschoben. Die Führungskräfte seien inzwischen ausgetauscht worden, sagte Snabe.
Gegen die Konjunkturprobleme ist der Softwarekonzern jedoch machtlos: die Erlöse aus Softwareverkäufen und Services wie Wartung und Support sollen deshalb in diesem Jahr nur noch um mindestens 10 Prozent statt der bisher prognostizierten 11 bis 13 Prozent zulegen, Währungsschwankungen und andere Nebeneffekte sind dabei herausgerechnet.
An seiner Gewinnprognose hält SAP allerdings fest. „Das heißt, dass wir das Unternehmen gut steuern können und die Situation in Asien im Griff haben“, sagte Snabe der dpa. Im Vergleich zur Konkurrenz schlage sich SAP nach wie vor gut.
Der US-Rivale Oracle trat im Ende Mai abgelaufenen Geschäftsquartal beim Umsatz auf der Stelle. „Unser Umsatz wächst nicht ganz so schnell wie ursprünglich erwartet, aber wir wachsen zweistellig - deutlich schneller als der Wettbewerb und gewinnen damit Marktanteile“, sagte Snabe.
Neben der Zurückhaltung der Kunden in Asien wirkt sich auch die Umstellung auf Mietsoftware auf die Umsätze von SAP aus. Da die Kunden nicht wie gewohnt zu Beginn eines Vertrages, sondern über mehrere Monate oder Jahre zahlen, fällt das Umsatzwachstum zunächst geringer aus.
Nach wie vor werde das Cloud-Geschäft auf das Jahr hochgerechnet aber etwa eine Milliarde Euro einbringen, sagte Finanzvorstand Werner Brandt. Die neue Datenbanktechnologie Hana soll 650 bis 700 Millionen Euro zu den Umsätzen beibringen.
Dank der starken Nachfrage in Südamerika und den USA stiegen die Produkt- und Serviceumsätze im zweiten Quartal noch um sechs Prozent. Die wichtigen Lizenzverkäufe, ein Indikator für künftiges Wachstum gingen jedoch zurück. Der Gesamtumsatz legte um vier Prozent auf 4,06 Milliarden Euro zu, unterm Strich verdiente SAP mit 724 Millionen Euro, zehn Prozent mehr.