Millionen Kunden betroffen Sicherheitslücke bei Online-Apotheken entdeckt
Bamberg (dpa) - Informatik-Wissenschaftler der Universität Bamberg haben eine Sicherheitslücke in den Onlineshops zahlreicher Versandapotheken aufgedeckt.
Über die inzwischen geschlossene Schwachstelle bei einem Anbieter von Software für Apotheken hätten Unbefugte die letzten Einkäufe sowie andere persönliche Daten von Kunden ausspähen können. Über die Lücke hatten NDR und WDR zuerst berichtet.
Betroffen waren neben großen Anbietern wie „Apotal“ und „Sanicare“ mit mehreren Millionen Kunden etwa 170 weitere Versandapotheken. Ihre Onlineshops werden demnach alle von der Firma awinta GmbH in Bietigheim-Bissingen betrieben. „Nachdem wir uns sicher waren, dass die Lücke ausgenutzt werden kann, haben wir awinta unverzüglich darauf hingewiesen“, sagte Prof. Dominik Herrmann, Inhaber des Lehrstuhls für Privatsphäre und Sicherheit in Informationssystemen der Universität Bamberg.
Die Wissenschaftler betreiben mit anderen Hochschulen einen Sicherheitsscanner im Internet, der Webseiten überprüft. So haben sie festgestellt, dass offenbar Nutzerdaten von mehr als 170 Apotheken nicht ausreichend geschützt gewesen seien. Der Software-Anbieter habe daraufhin schnell reagiert und die Sicherheitslücke auf allen Servern behoben.
Die Fehl-Konfiguration der Shop-Software machte die Online-Apotheken für das so genannte „Session-Hijacking“ anfällig. Dabei verschafft sich ein Angreifer Zugriff auf die Browser-Sitzung eines anderen Nutzers, der gerade in einem Onlineshop aktiv ist. Durch den Angriff kann der Onlineshop den Browser des Angreifers nicht vom Browser des Opfers unterscheiden. Der Angreifer kann seinem Opfer gewissermaßen über die Schulter schauen und mitunter auch Zugriff auf alle Daten erlangen, die im Kundenkonto hinterlegt sind. Eigentlich gehört es zu den Standards von Shop-Anbietern, ihre Angebote gegen die häufig auftauchende Sicherheitslücke abzudichten.
Awinta räumte gegenüber dem NDR die Sicherheitslücke ein, betonte aber, es sei nicht zu einem kriminellen Datenmissbrauch gekommen. Mittlerweile sei die Lücke auch geschlossen. Ursache sei eine fehlerhafte Einstellung gewesen.