Smart-TVs warten in Deutschland auf Anschluss
Berlin (dpa) - Die Branche der Unterhaltungselektronik will das Jahr einer neuen Generation von Smart-TVs einläuten. Die Vorzüge zusätzlicher Web-Dienste wie YouTube und Facebook, Skype oder die Mediatheken auf sollen den Nutzern durch eine breite Kampagne und mit geschultem Personal bei 7000 deutschen Händlern schmackhaft gemacht werden.
Anlässlich der Messe IFA, die im September in Berlin stattfindet, kündigte die Branche am Mittwoch in der Hauptstadt ihre Offensive an.
In jedem dritten Haushalt stehe zwar bereits ein Smart-TV, sagte Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratschef der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik gfu. Doch es gebe großen Nachholbedarf: Nur 58 Prozent der netzfähigen Fernseher seien hierzulande überhaupt ans Netz angeschlossen. Andere Länder zeigten sich deutlich „anschlussfreudiger“. In Großbritannien sind es demnach 86 Prozent, gefolgt von Frankreich mit 79 Prozent, den Niederlanden mit 76 Prozent und der Türkei mit 73 Prozent. Unter anderem liege das aber auch daran, dass die Bürger in Deutschland im Schnitt etwas älter seien, als beispielsweise in der Türkei, sagte Kamp.
Smart-TVs gibt es bereits seit einigen Jahren. Doch die Branche hat offenbar die Vorzüge der neuen Technologien nicht ausreichend kommunizieren können. Noch immer seien die vielfältigen Möglichkeiten durch den Internetanschluss vielen Nutzern nicht bekannt. „SmartTV ist beim Konsumenten noch nicht angekommen“, sagte Hans Wienands, Vorsitzender des Fachverbands ZVEI und Deutschland-Chef von Samsung. Eine gemeinsame Kampagne soll deshalb den Markt wieder ankurbeln.
Unter dem Dach sowohl des ZVEI als auch des Fachverbands BVT soll die bisher beispiellose Kampagne gestartet werden. Dabei sei es gar nicht einfach gewesen, alle im Wettbewerb stehenden Vertreter aus Handel und Industrie an einen Tisch zu bekommen“, sagte Frank Schipper, Vorstandsmitglied des BVT.
„Es gibt eine große Begeisterung um neue Technologien“, sagte Kamp. Die Kunden in Deutschland verhielten sich jedoch im europäischen Vergleich zurückhaltender und würden eher abwarten. Die repräsentative Studie, der die Zahlen entstammen, habe auch gezeigt, dass die Kosten eines neuen TV-Geräts bei den deutschen Kunden anders als in anderen europäischen Ländern eine nur geringe Rolle spielten.
„Jeder, der ein Smart-TV ausprobiert, ist auch ein Multiplikator“, sagte Kamp der dpa. Deshalb sei jetzt auch die gemeinsame Kampagne besonders wichtig. Die Produkte müssten aber auch den Zeitgeist der Konsumenten treffen und einfach zu bedienen sein. Aktuelle Geräte seien heute aber auch schon deutlich benutzerfreundlicher als noch vor zwei oder drei Jahren. „Die Hersteller sind auf gutem Weg.“
Die Branche der Unterhaltungselektronik steht derzeit durch anhaltenden Preisverfall vor allem bei Fernsehern unter starkem Druck. 2012 fuhren die Hersteller von Flat-TVs weltweit einen Verlust von umgerechnet mehr als zehn Milliarden Euro ein. Dabei gehören flache und smarte Fernseher mit integriertem Internet-Anschluss zu den wichtigsten Umsatzbringern der Branche.
„Wir hatten ein sehr schwieriges erstes Halbjahr, in dem der Markt im Wert um 25 Prozent zurückgegangen ist“, sagte Kamp. Für das zweite Halbjahr erwartet Kamp aber wieder eine positive Wende, die „eventuell auch zweistellig“ ausfallen könne. Von der IFA in Berlin erhofft sich die Unterhaltungselektronik-Branche wieder einen weiteren wichtigen Schub. Als führende Messe für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte soll sie auch in diesem Jahr weiter ausgebaut werden.