Smartphones in Barcelona: Leistung muss nicht teuer sein
Barcelona (dpa/tmn) - Auf dem Mobile World Congress in Barcelona (2. bis 5. März) stehen traditionell die Smartphone-Flaggschiffe im Mittelpunkt des Interesses.
Samsung hat dort sein neues Topmodell Galaxy S6 gleich in zwei Varianten vorgestellt. Die Design-Version mit gebogener Displaykante ist ab 850 Euro zu haben. Und auch das neue HTC-Flaggschiff One M9 ist mit Preisen ab 750 Euro kein Schnäppchen: Diese Preismarke hatte Apple bereits vergangenes Jahr mit dem iPhone 6 geknackt. Geht das alles auch ein wenig preiswerter?
Ja, lautet die Antwort zahlreicher Hersteller in Barcelona, die schon im Bereich zwischen 150 und 400 Euro Smartphones zeigen, mit denen sich so ziemlich jede Situation meistern lässt. Zum Beispiel Sonys Xperia M4 Aqua, das für knapp 300 Euro LTE, einen schnellen Prozessor und eine 13-Megapixel-Kamera in einer wasserdichten Aluminiumhülle liefert. Auch LG präsentiert eine neue Android-Mittelklasse mit Displaygrößen zwischen 4 und 5 Zoll, Acer das Liquid Jade Z Plus für 230 Euro.
Microsoft zeigt mit dem Lumia 640 und dem Lumia 640 XL zwei Windows-Phone-Geräte mit 5 und 5,7 Zoll großem Bildschirm. Bei Preisen zwischen 160 und 220 Euro (je nach Ausstattung) sind die Geräte schon bereit für Microsofts nächstes Windows 10, das noch in diesem Jahr kommen soll. Alcatel hat mit dem One Touch Idol 3 ein 5,5-Zoll-Gerät für knapp 300 Euro dabei. Es kann sich mit seinem Full-HD-Bildschirm und leistungsstarker Hardware mit älteren Flaggschiffen der Konkurrenz messen.
Während die Preise in der Mittelklasse fallen, geht es bei der Bildschirmgröße steil nach oben. Fast jeder Hersteller hat mittlerweile Geräte jenseits der 4,7 Zoll im Angebot. Spätestens seit Einführung des iPhone 6 scheinen die Deutschen ihre Zurückhaltung bei Geräten jenseits der 4,5-Zoll-Klasse abgelegt zu haben. Medion reagiert darauf mit einem neuen Sechszöller. Das Life X6001 hat für knapp 350 Euro nicht nur einen großen Bildschirm, sondern auch flotte Hardware und lässt sich drahtlos laden.
Was sich auf der Suche nach einem neuen Smartphone immer lohnt, ist der Blick auf Nischenhersteller. Schließlich lässt sich mit den Geräten für den Massenmarkt nicht jeder Bedarf abdecken. Wem Nvidias mobile Spielkonsole Shield zu groß ist, dem bietet Saygus mit dem V2 eine Alternative im Hosentaschenformat, die nur 140 Gramm wiegt und in einer äußerst stabilen Kevlar-Hülle steckt. Im Inneren werkeln zum Preis von knapp 600 Euro Flaggschiffhardware und bis zu 320 Gigabyte Speicher. Interessantestes Feature: Mittels eines kleinen USB-Steckers lässt sich der Bildschirminhalt auf Fernseher übertragen - in Full HD. So wird das 5-Zoll-Gerät zur mobilen Spielkonsole. Wifi-HD nennt der Hersteller den eigenen Standard.
Speziell an ältere Nutzer ab 60, die mit dem Smartphone starten wollen, richtet sich der Hersteller Emporia mit dem EmporiaSmart. Das 4,5-Zoll-Smartphone mit für Einsteiger angepasster Benutzeroberfläche auf Android-Basis präsentierten die Österreicher erstmals bereits im vergangenen Jahr in Barcelona. Jetzt hat es Marktreife erreicht. Spezielle Lernprogramme sollen den Einstieg erleichtern. Und wer lieber mit Tasten wählt, kann eine klappbare Hülle mit großen Tasten anstecken. Ein gemeinsam mit der Deutschen Seniorenliga zusammengestelltes App-Angebot bringt bereits die wichtigsten Funktionen mit - ohne dass Nutzer sich registrieren müssen. Der Preis: etwa 300 Euro.
Neues gibt es auch von Googles modularem Smartphone Project Ara zu vermelden. Abseits der großen Stände und Messehallen zeigt der Hersteller Yezz in einem Glaskasten den ersten Prototyp eines Smartphones, das Nutzer später aus verschiedenen Einzelblöcken ganz nach ihrem eigenen Geschmack und Bedarf zusammensetzen können - ausgefallene Funktionen wie Solarmodul für den Akku inklusive.
„Es wird das erste zukunftsfähige Smartphone der Welt“, glaubt Michael Swan von Yezz. Schließlich ließen sich dank des modularen Konzepts defekte Teile durch neue ersetzen, ohne gleich ein komplettes Neugerät kaufen zu müssen. Timm Hoffmann vom IT-Branchenverband Bitkom sieht für modulare Smartphones auch auf dem deutschen Markt gute Chancen. „Das Konzept ist sehr spannend“, sagt er. „Bei den Verbrauchern wächst das Bewusstsein für Nachhaltigkeit.“ Im April beginnt der erste Markttest im Ausland.