Sony schickt Playstation 4 ins Rennen gegen nächste Xbox
Berlin (dpa) - Das Rennen kann beginnen. Sony kommt mit seiner neuen Spielekonsole Playstation 4 am Freitag (15. November) in den USA in die Läden, eine Woche vor dem Start der Xbox One von Microsoft.
Damit dürfte Sony ein starker Start gewiss sein - zumindest in der ersten Zeit, sagte Patrick Söderlund, Chef der Electronic Arts Studios, der dpa. Fünf Millionen Geräte will Sony bis kommenden April absetzen. Damit würde das neue High-Tech-Spielzeug das Vorgängermodell deutlich übertreffen. In Europa kommt die Playstation 4 auch noch vor Weihnachten in den Handel.
Von der neuen Generation der Spielekonsolen erhofft sich die Branche einen enormen Schub. Die derzeitigen Modelle sind bereits seit mehr als sieben Jahren im Markt. „Auf der Gamescom in Köln haben wir gesehen, dass es eine große Nachfrage unter den Verbrauchern nach neuer Hardware gibt“, betonte Söderlund.
Und jede Generation habe bislang auch neuartige Spiele hervorgebracht. Zuletzt war dem Magazins „Focus“ zufolge der Absatz von Playstation 3, Xbox 360 in Deutschland eingebrochen, und Nintendos Wii U kommt immer noch schwer aus den Startlöchern. Viele Interessenten dürften sich zurückhalten und auf den Verkaufsstart der neuen Geräte warten.
Marktbeobachter erwarten ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Konsolen. Wegen größerer Markenbekanntheit vor allem in Europa und Japan könnte Sony die Xbox One aber mittelfristig bis 2017 ausstechen, schätzt Piers Harding-Rolls, Analyst der Beratungsfirma IHS. Beide dürften allerdings von dem schwachen Start von Nintendos Wii U profitieren, vermutet Harding-Rolls.
Erstmals bringt der japanische Konzern eine Playstation nicht zuerst im angestammten Heimatmarkt an den Start, sondern beginnt in den USA, wo Microsoft mit seiner Xbox die Nase vorn hat. Am 29. November folgt dann der Start in Europa, in Japan wird es die Konsole erst ab dem 22. Februar 2014 geben. Trotz des einwöchigen Vorsprungs könnte Microsoft aber schnell aufholen: Der weltweite Start der Xbox One ist für den 22. November geplant.
Sony konnte bislang von einem verunglückten Auftakt des Kontrahenten profitieren. Mit einem Schlingerkurs hatte Microsoft viele potenzielle Fans seiner Xbox One zunächst verschreckt und in die ausgestreckten Arme von Sony getrieben.
Erst wollte Microsoft eine Online-Pflicht durchsetzen, um etwa Raubkopien abklemmen zu können. Die für die Bewegungssteuerung Kinect genutzten Kameras sollten sich nicht ausschalten lassen, Mikrofone für die Sprachsteuerung ebenfalls nicht. Schnell wurde die Xbox One als „Schnüffelbox“ kritisiert und rückte auch ins Visier von Datenschützern. Nach einem Sturm der Entrüstung ruderte Microsoft schließlich zurück.
Danach geriet allerdings auch Sony ins Visier der Kritik. Verschiedene Medienberichte weisen darauf hin, dass etwa in den aktuellen Software-Nutzungsbedingungen eine ausdrückliche Erlaubnis für den Weiterverkauf von gebrauchten Spielen erforderlich sei. Kritiker interpretieren diese DRM-Klauseln als versteckte Beschränkung. Ein Sony-Sprecher betonte allerdings, dass Sony keine Beschränkungen beim Umgang mit gebrauchter Software vorsieht und sich an den früheren Ankündigungen des Unternehmens nichts geändert habe.
Sony bietet die Playstation 4 bei einem Preis von 399 Euro rund 100 Euro günstiger an als die Xbox One. Branchenbeobachter gehen aber davon aus, dass beide Konsolen-Hersteller bei der neuen Generation früher als bisher die Preise purzeln lassen.
Vor allem die Hardware-Ausstattung lege dies nahe, sagte Bobby Kotick, Chef des Entwicklerstudios Activision laut „Gamesindustry“. So sind erstmals in beiden Konsolen statt spezieller Chip-Entwicklungen x86er Prozessoren von AMD verbaut, die auch in PCs üblich sind. Das dürfte vor allem den Spielentwicklern entgegenkommen. Neue Spiele seien damit viel einfacher zu entwickeln und auf andere Plattformen zu portieren, sagte Söderlund.
Die neue Generation der Konsolen wird sich am Ende aber auch gegen die Konkurrenz des Personal Computers beweisen müssen. Viele moderne PCs sind inzwischen leistungsfähiger als zumindest die derzeitigen Spielekonsolen im Markt. Überflüssig würden die Konsolen damit allerdings noch lange nicht, erklärte Brian Hayes, Kreativ-Direktor bei Electronic Arts in Kanada, der Gaming-Site „Gamingbolt“. Highend-PCs loteten stets die Grenzen des technisch Machbaren aus, sagte Hayes. Doch Konsolen-Spiele wie „The Last of Us“ oder „GTA 5“ würden auch künftig die Spieler begeistern.