Soziale Netzwerke verändern politische Debatten
München (dpa) - Der digitale Wandel wird öffentliche Debatten nach Ansicht des Präsidenten der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb), Thomas Krüger, grundlegend verändern.
Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Blogs machten klassische Medien aber dadurch nicht etwa überflüssig. „Die Netzwerke sind längst im Mainstream angekommen“, sagte Krüger auf dem Content-Gipfel der Medientage München. Das Netz biete vor allem Menschen eine Plattform, die bisher ihre Anliegen nur schwer verbreiten konnten.
Das Netz schaffe mit seinen Möglichkeiten öffentliche Räume jenseits der Massenmedien - die sich oftmals mit dieser Entwicklung noch schwer täten. Am Ende komme es aber auf die Aktivität der Menschen an und nicht so sehr auf das Medium, sagte Krüger. Öffentlichen Einrichtungen bescheinigte er im Umgang mit vielen Entwicklungen im Internet eine „bewahrpädagogische Duldungsstarre“.
Für den Publizisten Wolfram Weimer zeigt der Erfolg der Piraten-Partei, dass der mediale Wandel auch die politische Landschaft gründlich verändern wird. Das Aufkommen der Piraten könnte den tiefsten Wandel seit der Einheit markieren und sei damit auch „ein Indiz für die tiefe Krise unseres Parteiensystems“.
Politikberater Michael Spreng sagte, die größte Durchschlagskraft entfalte ein Thema, wenn die Netzgemeinde und klassische Medien zusammenwirken. „Wikileaks hätte ohne die Journalisten nicht die gleiche Aufmerksamkeit gewinnen können.“
Aus Sicht von Heiner Geißler sorgt das Internet für eine neue Form der Teilhabe und ermöglicht die schnelle Überprüfung von Behauptungen und vermeintlicher Fakten, die Politiker, Unternehmen oder auch Journalisten verbreiten. „Es kann nicht mehr so gelogen werden“, sagte der frühere CDU-Politiker. Das müsse Rückwirkungen auf die Politik haben, die bisher zu wenig auf diese Bewegungen eingangen sei.