Call of Duty: Modern Warfare 3 im Test — Spielbarer Film aus der Ego-Perspektive

Der neue Teil der Call of Duty-Reihe ist eine Action-Achterbahnfahrt um die ganze Welt. Inklusive spannender Story, brachialer Inszenierung und einer Portion Patriotismus. Aber: Mit sechs Stunden ziemlich kurz und nur für Erwachsene.

Düsseldorf. In der Reihe Games für den Gabentisch stellen wir neue Spiele für PC und Konsolen vor. Hier: Der Ego-Shooter Call of Duty Modern Warfare 3 von Activision.

Darum geht es: In der Kampagne des Ego-Shooters Call of Duty: Modern Warfare 3 steuert der Spieler größtenteils den amerikanischen Soldaten „Frost“ und den Schotten John „Soap“ MacTavish. Aber auch als Russe gilt es, Missionen zu erfüllen. Alle verfolgen ein Hauptziel: den russischen Terroristen Makarov zu beseitigen. Dieser schreckt weder vor dem Einsatz von nuklearen Waffen noch vor der Entführung des russischen Präsidenten und seiner Tochter zurück. Das Ziel lautet? Na klar, die Geiseln und anschließend die Welt retten und nebenbei den Krieg zwischen den USA und Russland verhindern.

So spielt es sich: Modern Warfare 3 schafft es mit seiner Geschichte, den Spieler an die Konsole zu fesseln, wortwörtlich. Der Spannungsbogen bewegt sich durchweg auf allerhöchstem Niveau, weil die Entwickler nach jeder Mission Cliffhanger (Andeutungen) eingebaut haben. Diese lassen den Spieler den Controller nicht aus der Hand legen — wie bei einem guten Buch, das man vor Spannung immer weiterliest. Wann fällt Hamburg? Und wo wird man Makarov das nächste Mal persönlich zu Gesicht bekommen?

Garniert wird die durchdachte Handlung von einer gewohnt bombastischen Grafik. Die Schauplätze, die kreuz und quer über die Welt verteilt liegen, sind ihren Vorbildern nachempfunden. In Hamburg landet der Spieler per Boot, in Afrika stampft er durch die Sümpfe und in Paris rennt er durch kleine Gassen. Berlin, Prag und New York sind nicht minder beeindruckend - genau wie die Soldaten- und Waffenmodelle. Der hohe Detailgrad lässt jede noch so kleine Beschriftung auf Kleidung und Feuerwaffe erkennen. Hier waren Perfektionisten am Werk — keine Frage.

Die Soundkulisse ist der stärkste Multiplikator der ansonsten schon sehr beeindruckenden Atmosphäre. Panzerketten rollen furchteinflößend und quietschend auf den Spieler zu, Mündungsfeuer ist aus weiter Entfernung dumpf, aus nächster Nähe übertrieben laut zu hören. Die Schlachtrufe der Soldaten klingen mal aggressiv, mal ängstlich, dann traurig. Auch der Funkkontakt zu den Kollegen — der Spieler ist meistens in kleinen Trupps aus zwei bis vier Soldaten unterwegs — klingt authentisch und erzeugt immer wieder Gänsehaut.

Eines fällt immer wieder sehr positiv auf: In den Missionen wird durch vorbestimmte Ereignisse kontinuierlich Action generiert. Mal stürzt ein Hubschrauber direkt vor der Nase des Spielers ab, mal will ein Feind mit Raketenwerfer das Versteck des Spielers wegpusten. Wiederum ein anderes Mal bricht ein schwerer Panzer im Parkhaus plötzlich durch die Betondecken drei Etagen nach unten. Genau wie in einem Roland Emmerich- oder Steven Spielberg-Kinofilm: Feinste Unterhaltung — ohne Verschnaufpause.

In jedem der 16 Kapitel steuert sich das Spiel stets zuverlässig und sehr direkt. Frustmomente bleiben größtenteils aus. Es sei denn, der nächste Checkpoint innerhalb einer Mission wurde noch nicht erreicht. Dann startet das Spiel nach einem Bildschirmtod vom letzten Speicherpunkt neu. Zum Glück sind diese meistens fair verteilt. Und wem es doch mal zu hart wird, der kann den Schwierigkeitsgrad jederzeit im Optionsmenü verringern.

Das alles erzeugt ein aus den Vorgängern bekanntes, aber in seiner Intensität noch nie dagewesenes Spielerlebnis. Die Missionsbesprechungen anhand einer virtuellen Karte und patriotisch angehauchten Funkverkehr erinnern an einen extrem cool gestalteten James Bond-Film. Der Spieler fühlt sich nicht nur wie ein Soldat, sondern vielmehr wie ein Undercover-Held: niemand darf die spielbaren Soldaten entdecken — doch gerade sie sind es, die die Welt ein weiteres Mal retten.

Die einzigen Kritikpunkte: Das Spiel bewegt sich grafisch nur auf dem Niveau des Vorgängers — echte Verbesserungen sind nicht zu erkennen. Des Weiteren ist das Spiel mit sechs Stunden Spielzeit zu kurz und aufgrund seiner Thematik und vermittelten Ansichten nur für erwachsene Spieler geeignet.

Fazit: Die Serie ist auf ihrem Höhepunkt angekommen. Das Spiel ist eine lautstarke Grafik-Bombe mit kinoreifer Geschichte, präziser Steuerung und sechsstündiger Kampagne mit höchster Spielspaß-Garantie.