Monatsgebühr statt Kaufpreis: Kommt das Spiele-Abo?
Berlin (dpa/tmn) - Einmal pro Monat zahlen, unbegrenzt nutzen: Bei Online-Videotheken oder Musikstreaming-Diensten ist das längst Standard. Computerspieler kaufen dagegen weiterhin brav jeden Titel einzeln.
Sind auch Abo-Modelle für PC und Konsole in Sicht?
10 bis 60 Euro: Das ist auf PC und Konsole der Preis für ein neues Spiel. Ganz egal, ob man damit mehrere Wochen Spaß hat oder es nach zwei Tagen nie wieder anfasst. Mancher Zocker mag sich da ein Abo-Modell wünschen.
Dass es das bisher kaum gibt, hat gute Gründe. „Bei Spielen ist sowohl die Intensität als auch der Zeiteinsatz pro einzelnem Titel in der Regel deutlich größer“, sagt Maximilian Schenk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU). „Daher ist der Flatrate-Zugriff auf mehrere tausend Spiele-Titel gleichzeitig weniger interessant.“
Testballons gibt es trotzdem. Auf der Xbox One bietet Electronic Arts etwa das Programm EA Access an. Für 3,99 Euro im Monat bekommt man Zugriff auf Titel wie „Battlefield 4“ oder „Fifa 14“. Verglichen mit Musik- oder Video-Flatrates ist die Auswahl aber noch sehr klein.
Ähnliches gilt für Games with Gold und Playstation Plus, die Microsoft und Sony für ihre Konsolen anbieten. Auch hier bekommt man für eine Monatsgebühr keinen ganzen Spielekatalog, sondern eine monatlich wechselnde Mini-Auswahl - teils mit Blockbustern für ältere und meist mit kleineren Titeln für neue Konsolen.
Dass der Spieler bei solchen Angeboten keinen Zugriff auf den ganzen Katalog hat, liegt unter anderem an der Größe. „Wenn ich vor dem Spielen erst neun Gigabyte oder mehr herunterladen und installieren muss, dauert das einfach zu lange“, sagt Jörg Müller-Lietzkow, Professor für Medienökonomie und -management an der Universität Paderborn. Hinzu kämen Probleme mit der Technik: „Die Spiele von morgen laufen nicht unbedingt auf den PCs von heute. Und alte Titel funktionieren auch nicht unbedingt problemlos.“
Ein Vorteil von Games with Gold und Playstation Plus: „Die kostenfreien Spiele sind bei beiden Services nur ein Teil eines größeren Angebots“, erklärt Schenk. Wer auf den Konsolen online mit oder gegen andere spielen will, muss die rund 7 Euro Monatsgebühr für das gesamte Playstation Plus beziehungsweise das übergeordnete Xbox Live Gold ohnehin zahlen. Die Gratis-Spiele sind dann ein Bonus.
Gezockt werden kann bei den Abo-Modellen natürlich nur, so lange die Monatsgebühr beglichen wird - selbst wenn sich der Titel noch auf der Festplatte befindet. „Ich erwerbe bei solchen Diensten nur ein sogenanntes Nutzungsrecht“, erklärt Barbara Steinhöfel von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. „Computerspiele, die ich digital erwerbe, sind in der Regel an einen Account gebunden.“
Man kann die Spiele also nicht nur nicht weitergeben, sondern auch nicht mehr zocken, wenn die monatliche Zahlung ausbleibt. Details dazu finden sich in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) eines Anbieters unter Stichwörtern wie Lizenzrecht oder Nutzungsrecht.
Es gibt aber auch echtes Spiele-Streaming ohne Downloads. OnLive erlaubt seinen Kunden etwa schon seit 2010, für knapp 13 US-Dollar (etwa 10 Euro) monatlich diverse Spiele übers Netz auf den heimischen Rechner zu streamen. Einen leistungsfähigen PC braucht es dafür nicht mehr - die Hauptarbeit erledigt ein Server in einem Rechenzentrum. Benötigt wird vor allem eine schnelle und stabile Internetverbindung.
Bisher gibt es OnLive aber nur in den USA. Gleiches gilt für den Sony-Dienst Playstation Now, für den hierzulande noch eine öffentliche Testphase läuft. Die ist aber nicht als Flatrate konzipiert. Vielmehr zahlt der Nutzer für den stunden- oder tageweisen Zugriff auf jedes Spiel. „Die Spieleindustrie verspricht sich sehr viel vom Spiele-Streamen, da es die Einstiegshürden für digitale Spiele weiter senkt“, erklärt Maximilian Schenk.
Gleichzeitig sagt der BIU-Geschäftsführer aber auch: „Die Technologie, die das Streamen von Spielen wie bei PlayStation Now oder OnLive ermöglicht, ist deutlich komplexer als beim Streamen von Musik oder Filmen.“ Schließlich müssen nicht nur die Daten vom Server zum Nutzer fließen, sondern dessen Eingaben auch wieder zurück. Das setze eine ganz neue, hochstabile Infrastruktur voraus, sagt Prof. Müller-Lietzkow, der deshalb nicht an einen Erfolg des Streaming-Modells glaubt.
Für denkbar hält der Experte eher Geschäftsmodell-Experimente wie mehr Flexibilität bei der Preisgestaltung. Wie das gehen kann, zeigen jetzt schon Aktionen wie die Humble Bundles, bei denen der Käufer den Preis selbst wählt, oder die regelmäßigen Schlussverkäufe bei Steam: „Das sind Angebote, die einer Flatrate zumindest ähnlich sind.“