Superscharf bis lesefreundlich: So groß müssen Displays sein
Berlin (dpa/tmn) - Smartphones und Fernseher werden immer größer, bei Tablets und Notebooks gelten eher die kleinen Formate als schick. Um die richtige Größe für neue Geräte zu finden, gibt es Faustregeln.
Vieles hängt aber auch vom Anwendungszweck ab.
Die Breite eines Daumens wird seit dem Mittelalter als Maßeinheit genutzt - das sogenannte Inch. Damals hätte sich wohl kaum jemand träumen lassen, welche wundersamen Gegenstände heute damit gemessen werden: Selbst hierzulande wird die Diagonale von Displays aller Art meistens in Inch oder, auf Deutsch, in Zoll angegeben. Ein Zoll entspricht 2,54 Zentimetern. Aber wie viele Daumen sind für welches Gerät das richtige Format?
Dafür sollten Verbraucher zunächst einmal wissen, dass die Diagonale als Maßeinheit nicht unbedingt ideal ist. Denn Displays können bei gleicher Diagonale verschieden groß sein, je nachdem, welches Seitenverhältnis sie haben. Ein Beispiel dafür sind Tablets: Apple baut seine iPads schon immer im 4:3-Format, das vor allem beim Surfen gute Dienste leistet. Für Filme ist das 16:9- oder 16:10-Verhältnis der meisten Android-Konkurrenten besser geeignet.
Bei Fernsehern ist 16:9 dagegen inzwischen Standard. Die Diagonale macht Geräte also tatsächlich vergleichbar, außerdem hilft sie bei der Ermittlung der richtigen Größe: Früher galt die Faustregel, dass die ideale Distanz zwischen Zuschauer und TV-Gerät das Drei- bis Sechsfache der Diagonale beträgt. Das ist aber inzwischen veraltet, sagt Timm Hoffmann vom IT-Verband Bitkom: „Die Displays haben heute eine so hohe Auflösung, dass das Zwei- bis Dreifache ausreicht.“ Bei einem 55-Zoll-Fernseher wäre der minimale Sofa-Abstand also knapp drei Meter.
Für andere Displays gibt es keine Faustformel für die Größe, aber einen Mindestabstand. „40 Zentimeter sollte man von einem Bildschirm entfernt sein“, rät die Augenärztin Christl Huber. Bei größeren Displays dürfen es auch 80 Zentimeter sein. Vor allem sollte man aber nicht zu lange auf ein Display starren: „Wenn sich die Augenmuskeln hin und her bewegen, wird die Tränendrüse stimuliert“, erklärt die Expertin. Blickt man zu lange auf einen Punkt, entfällt diese Stimulation - die Augen trocknen aus, die Augenmuskeln werden überanstrengt. „Man spricht dann vom Computer Vision Syndrome.“
Wie groß das Display eines Smartphones oder eines Notebooks sein sollte, hängt auch vom Anwendungszweck ab, sagt Timm Hoffmann. „Braucht man das Smartphone nur zum Telefonieren, reicht ein kleines Display“, sagt er. Wer mit dem Telefon öfter ins Internet geht, sollte aber mindestens ein vier Zoll großes Display haben. „Bei dieser Größe passt das Telefon immer noch in die Jackentasche und lässt sich mit einer Hand bedienen“, so der Bitkom-Experte.
Entscheidend ist bei Smartphone- und Tablet-Displays aber nicht nur die reine Größe, sondern auch die Auflösung. Dass die Pixelzahl tatsächlich Auswirkung auf die Bildqualität hat, belegt ein Test der Fachzeitschrift „Elektronik Praxis“. Dabei bekamen Testpersonen Fotos gezeigt, die teils eine höhere Auflösung hatten, als sie von heutigen Smartphones dargestellt werden können. Fotos mit 3840 mal 2160 Pixeln, das entspricht dem Ultra-HD-Standard modernster Fernseher, bekamen eine bessere Bewertung als Full-HD-Bilder mit 1920 mal 1080 Pixeln. Die schärfsten Smartphone-Displays auf dem Markt können heute 2560 mal 1440 Bildpunkte anzeigen.
Gleichzeitig können aber auch eher kleine Auflösungen sehr angenehm fürs Auge sein, etwa im Fall der E-Book-Reader. „Mit ihrer elektronischen Tinte kommen sie einem gedruckten Buch sehr nah und sind deshalb fürs Lesen von längeren Texten ideal“, sagt Timm Hoffmann. „Bildschirme von E-Readern spiegeln nicht und eignen sich sehr gut auch für die Lektüre am Strand.“ Die Größe orientiert sich hier meistens an einem Taschenbuch, Unterschiede zwischen den verschiedenen Lesegeräten gibt es kaum.
Notebook-Displays sind in der Regel zwischen 13 und 17 Zoll groß, Netbooks und Convertibles gibt es auch in kleineren Formaten wie 11 Zoll. Auch hier hat die richtige Größe vor allem mit der Anwendung zu tun: Dient das Notebook als Desktop-Ersatz, darf es auch ein größeres Modell sein. Wer den Klapprechner viel herumträgt, braucht eher ein kleineres Display, denn natürlich sinkt dadurch auch das Gewicht.
Gerade bei solchen Notebook-Displays sollten Nutzer darauf achten, dass die Schrift nicht zu klein ist - denn auch das ist nicht gut für die Augen, warnt der Augenarzt Dieter Friedburg. Die Auflösung, der Browser oder auch die Textverarbeitung sollten daher so eingestellt werden, dass die Kleinbuchstaben mindestens zwei Millimeter hoch sind.