Surfen mit Leitplanken - Kindersicherung von PC bis Konsole
Berlin (dpa/tmn) - Selbst Dreijährige können inzwischen Smartphones und Tablets bedienen, auch der Umgang mit PC und Konsole ist für Kinder selbstverständlich. Kindersicherungen schützen den Nachwuchs dabei vor unpassenden Inhalten, lassen sich aber oft leicht austricksen.
Was es im wahren Leben gibt, gibt es in der Regel auch im Internet - im Guten wie im Schlechten. Für Kinder bedeutet das, dass sie im Netz spannende und hilfreiche, aber auch unpassende und überfordernde Inhalte finden können. Hier sind dann Mama und Papa gefragt: „Eltern können für Leitplanken sorgen, damit die Kinder bei allem Spaß am Internet nicht Dinge erleben, die sie nicht bewältigen können“, sagt Kristin Langer, Mediencoach bei der Initiative „Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht“.
„Bei jedem Gerät, ob Tablet, PC oder Smartphone, kann man Jugendschutzfunktionen über Altersangaben einstellen und Zeitkonten einrichten“, erklärt die Expertin. Wichtigste Schutzmaßnahme bei Computer oder Notebook ist, für jeden Benutzer in der Familie ein eigenes Konto mit eigenem Passwort einzurichten.
Die wichtigste Kindersicherung auf Smartphone und Tablet ist die Code-Sperre oder PIN. Bestimmte Funktionen sind damit nur nach Eingabe eines Zahlencodes verfügbar - bei Android sind das zum Beispiel das Installieren neuer Apps sowie Einkäufe bei Google Play. Eine ähnliche Funktion ist auf iPhone und iPad bei „Einschränkungen“ zu finden.
„Nicht vergessen sollte man die Spielkonsolen. Auch sie eröffnen ja vielfach schon den Weg ins Internet“, warnt Kristin Langer. Sowohl die aktuelle Konsolengeneration mit Xbox One, Playstation 4 und Wii U als auch die Vorgänger Xbox 360, Playstation 3 und Wii haben eigene Kindersicherungen an Bord. Damit können Eltern je nach Gerät zum Beispiel eigene Konten für ihre Kinder einrichten, nur Spiele für bestimmte Altersgruppen zulassen und den Internetzugriff sperren.
Eine wichtige Kindersicherung für den PC ist auch Filtersoftware. Für kleinere Kinder am besten geeignet sind sogenannte Whitelist-Programme, die nur Zugriff auf bestimmte Webseiten geben und den Rest vom Netz blocken. Für ältere Kinder, für die dieser geschützte Raum zu klein wird, gibt es Programme, die ungeeignete Inhalte herausfiltern, den Weg ins Internet aber sonst nicht verbauen - Experten sprechen dabei von Blacklist-Software.
Das Angebot ist breit, aber nicht durch die Bank gut. In einem Test der Computerzeitschrift „c't“ von Anfang 2013 (Ausgabe 5/2013) gab es zum Beispiel nur bei 7 von 17 Programmen eine gute Note für die Filterwirkung. Kaum eine Software sperrte alle Pornoseiten und Inhalte mit Gewaltdarstellungen. Hinzu kommt, dass technisch versierte Jugendliche die Programme und viele Kindersicherungen nach Angaben der „c't“ leicht austricksen können.
Auch deshalb rät Kristin Langer grundsätzlich davon ab, dass sich Kinder zum Surfen oder Spielen in ihr Zimmer zurückziehen, zum Beispiel mit einem Tablet. Stattdessen sollten sie an einem PC im Blickfeld der Familie ins Netz gehen. „Sonst kann mein Kind in Schreck- und Gefahrensituationen allein sein“, erklärt die Expertin. Etwas lockerer sollten Eltern es erst angehen lassen, wenn das Kind elf oder zwölf Jahre alt ist: „In diesem Alter entsteht das Bedürfnis nach Privatsphäre“, so Langer.
Blogger Johnny Haeusler, der gemeinsam mit seiner Frau Tanja das Buch „Netzgemüse“ geschrieben hat, rät eher zu einem entspannten Umgang mit dem Internet. Schließlich werde das Netz nicht verschwinden, nur weil Eltern es kritisch betrachten. „Im Gegenteil wird die gesamte Technologie immer mehr Teil des Alltags werden und so gut wie jeden Lebensbereich beeinflussen“, erklärt Häusler.
Literatur:
Tanja und Johnny Haeusler: Netzgemüse. Aufzucht und Pflege der Generation Internet. Goldmann Verlag 2012, 288 Seiten, 9,99 Euro, ISBN-13: 978-3442157433