Surfer im Visier: Die Jagd nach den Nutzerdaten
Kiel/Hamburg (dpa/tmn) - Nur kurz im Netz nach schicken Schuhen gestöbert - und später ist fast jede aufgerufene Seite von Schuhwerbung eingerahmt? Schuld daran sind Cookies. Doch die neugierigen Kekse sind nur die Spitze vom Eisberg.
Jeder hinterlässt beim Surfen Spuren im Netz. Und Unternehmen stricken aus den Daten personalisierte Werbung. Doch noch schwerer wiegt die Gefahr, dass diese Daten zu Profilen zusammengeführt werden könnten. „Personalisierte Werbung ist das, was einem am wenigsten wehtut“, sagt Schleswig-Holsteins Datenschutzbeauftragter Thilo Weichert.
Doch was kann man tun, um möglichst wenig Spuren im Netz zu hinterlassen? Das ist gar nicht so einfach, sagt Falk Garbsch, Sprecher des Chaos Computer Clubs (CCC): „Man bekommt selber nicht mit, ob Profile erstellt werden und wie sie erstellt werden.“ Trotzdem kann man sich wehren.
Die klassische Weise, wie Webseiten Nutzer identifizieren, sind Cookies. Das sind kleine Textdateien, die Webseiten beim Besuch eines Nutzers auf dessen Rechner abspeichern. Besonders hartnäckig und nur mit Tools wie dem Add-on BetterPrivacy zu entfernen sind Flash-Cookies (LSOs). Das Speichern normaler Cookies lässt sich unterbinden, ist aber unpraktisch. „Viele Webseiten funktionieren ohne Cookies überhaupt nicht“, erklärt Garbsch: „Das ist eine relativ tief verankerte Technologie.“
Florian Glatzner, Internet-Experte beim Verbraucherzentrale Bundesverband, rät, Cookies gezielt nur für einzelne Seiten zu erlauben. In jedem Fall lohnt es sich, den Browser so einzustellen, dass die Cookies beim Schließen gelöscht werden.
Eine recht neue Technologie zur Identifizierung von Nutzern ist das Browser-Fingerprinting. Dabei wird der Rechner anhand von Informationen, die der Browser ausgibt, identifiziert. Dazu können installierte Add-ons oder die Auflösung zählen. „Diese Konfiguration ist erschreckend eindeutig“, sagt Glatzner.
Um zu verhindern, dass man auf seinem Weg durchs Netz verfolgt wird (Tracking), sollten Surfer Add-ons wie Ghostery oder Disconnect nutzen, rät Glatzner. Eine weitere Möglichkeit sei es, zwei oder mehr verschiedene Browser zu verwenden - etwa einen nur fürs Shopping und den anderen fürs übrige Surfen. Tracking lässt sich mit dem Add-on Lightbeam visualisieren.
Internet-Nutzer sollten sich aber nicht nur technisch gegen die Profilbildung rüsten. „Das beste ist, Spuren im Netz zu vermeiden“, sagt Datenschützer Weichert. In Kauf nehmen muss man dabei immer einen gewissen Komfortverlust. Denn Daten werden etwa dann zusammengeführt, wenn man sich beispielsweise mit seinem Facebook-Account auch bei anderen Portalen anmeldet.
„Facebook weiß dann auch, wenn ich auf dieses Konto zugreife“, erläutert Falk Garbsch. „Ich schaffe einem Anbieter weitere Informatioenn heran, die es ihm erlauben, weitere Daten über mich zu sammeln.“ Und auch unter Sicherheitsaspekten birgt das sogenannten Single-Sign-on Risiken, wenn die Zugangsdaten gehackt werden. „Wenn jemand meinen Facebook-Zugang hat, kann er für mich einkaufen gehen“, warnt Garbsch.
Kritisch sehen Experten auch die Nutzung mehrerer Dienste vom gleichen Anbieter - etwa wenn man Google oder Microsoft nicht nur als Suchmaschinenanbieter verwendet, sondern auch für E-Mails, Kalender, Kontakte, Kartendienste oder als Bilderspeicher. „Je mehr Dienste man bei einem Anbieter hat, desto mehr Informationen sammelt dieser Anbieter auch“, sagt Garbsch. Besser ist das Verteilen der Daten auf viele Anbieter.
Zwar sind viele Dienste - gerade bei Internetkonzernen - gratis. Das Geschäftsmodell bestehe dann oft darin, Nutzerdaten zu verwerten, etwa für gezielte Werbung, sagt Glatzner. „Das ist dann eben der Preis, den man dafür bezahlen muss.“