Telekom bekommt deutlich weniger Geld für „letzte Meile“
Bonn (dpa) - Die Entgelte der Deutschen Telekom für die sogenannte „letzte Meile“ zu den Endkunden spielen eine große Rolle für den Wettbewerb. Jetzt hat die Netzagentur sie neu festgelegt - und erntet prompt Kritik der Telekom-Konkurrenten.
Statt den von der Telekom beantragten 12,37 Euro im Monat für die Durchleitung von Daten anderer Anbieter schlägt die Bundesnetzagentur 10,19 Euro vor. Das wäre nur eine moderate Erhöhung des bisherigen Preises von 10,08 Euro.
Damit will die Behörde helfen, den Ausbau schneller Breitbandanschlüsse voranzutreiben. Günstigere Durchleitungskosten machten es für Unternehmen attraktiver, ihr Netz zu erweitern, erklärte Netzagentur-Präsident Jochem Homann. Der Vorschlag sei das Ergebnis eines „sehr sorgfältig und transparent durchgeführten“ Verfahrens und stellten einen fairen Kompromiss zwischen den Interessen der Marktakteure dar, teilte die Bundesnetzagentur mit. Die Vorschläge treten zum 1. Juli in Kraft, falls es keine Einwände auf EU-Ebene gibt.
Derzeit zahlen Wettbewerber 10,08 Euro pro Monat für das Anmieten der „letzten Meile“. Damit wird der Abschnitt der Leitung zwischen dem örtlichen Hauptverteiler und dem Kundenanschluss bezeichnet. Die Entgelte sollen für drei statt wie bisher für zwei Jahre gelten. Für kürzere Strecken zwischen dem sogenannten Kabelverzweiger - den grauen Kästen am Straßenrand - und dem Anschluss in der Wohnung senkte die Netzagentur sogar die Gebühren von aktuell 7,17 auf 6,79 Euro. Hier hatte die Telekom eine Erhöhung auf 8,80 Euro beantragt.
Die Telekom verwies darauf, dass die geplante Anhebung die erste Erhöhung der Durchleitungs-Entgelte seit 14 Jahren sei. „Es ist ein gutes und wichtiges Signal für weitere Breitbandinvestitionen, dass der Preis für die letzte Meile langfristig stabilisiert werden soll“, erklärte ein Sprecher. Die Behörde habe die steigenden Kosten für die Infrastruktur berücksichtigt.
Vom Verband der Telekom-Wettbewerber VATM kam dagegen Kritik. Sie sehen die Änderungen ungleich verteilt: Der Preiserhöhung für Anschlüsse am Hauptverteiler stehe nur eine geringe Senkung für die anderen Anschlüsse entgegen. Dabei mieteten Anbieter mehr als neun Millionen Anschlüsse ab dem Hauptverteiler, aber nur rund 140 000 Anschlüsse von dem Straßenrand-Kästen aus, erklärte der Verband. Über drei Jahre ergebe sich eine Mehrbelastung von 37 Millionen Euro. Dem stünden Einsparungen von 1,9 Millionen Euro gegenüber.
Angesichts nötiger Investitionen für den weiteren Breitbandausbau im zweistelligen Milliardenbereich würden damit „keinerlei neue Impulse ausgelöst und eine Riesenchance vertan“, kritisierte VATM-Präsident Per Knauer. Auch der Rivale Vodafone kritisierte die Entscheidung scharf. „Die Bundesnetzagentur zementiert das Telekom-Monopol im Festnetzbereich statt es mutig und im Sinne der Verbraucher abzubauen. Sie bremst damit Investitionen und Wettbewerb im deutschen Festnetzmarkt weiter aus“, erklärte Geschäftsführer Thomas Ellerbeck. Dabei sei die Infrastruktur für die „letzte Meile“ vom Steuerzahler finanziert worden und seit langem abgeschrieben.