Neuanfang mit Touchscreen: Was das Blackberry Z10 kann
Berlin (dpa/tmn) - Der von vielen totgesagte Smartphone-Pionier Blackberry meldet sich mit dem Z10 zurück. Das erste wirklich funktionierende Touchscreen-Modell des Herstellers soll mit innovativen Funktionen überzeugen.
Das Z10 im Test - angeschaut und ausprobiert.
Das Blackberry Z10 ist ein besonderes Gerät für den kanadischen Smartphone-Pionier. Das neue Smartphone soll den Fall des einstigen Marktführers stoppen. Das Touchscreen-Modell ohne die gewohnte Tastatur hat nicht nur äußerlich nichts mehr mit bisherigen Blackberry-Generationen gemein. Unter der Haube läuft das neue Betriebssystem Blackberry 10, an dem die Entwickler rund zwei Jahre gearbeitet haben.
Zu den neuen Funktionen des Betriebssystems gehört der sogenannte Blackberry Hub, der alle Neuigkeiten von E-Mails über Twitter-Tweets bis hin zu Facebook-Benachrichtigungen auf einen Blick versammeln soll. Mit Blackberry Balance bekommt man praktisch zwei Geräte in einem Gehäuse: Der geschäftliche Bereich ist klar vom privaten getrennt, und man kann mit wenigen Fingerzeigen zwischen den beiden Welten wechseln. Und ein neues Bedienkonzept für die virtuelle Tastatur soll das Tippen vereinfachen.
„Es ist unser erstes wettbewerbsfähiges Touchscreen-Smartphone“, sagt Europachef Hervé Liboureau über das Gerät. Der um seine Zukunft kämpfende Hersteller hat sich sogar entschieden, das zweite neue Modell Q10 mit herkömmlicher Tastatur um mehrere Monate zurückzustellen, damit das Z10 die Bühne zunächst für sich allein hat.
Äußerlich hat es eine gewisse Ähnlichkeit mit den jüngsten iPhone-Modellen: Flache Rückseite, abgerundete Ecken. Beim Z10 lässt sich die Gehäuserückseite aus flexiblem Plastik allerdings abziehen - damit man schnell an den Akku und den SD-Karten-Steckplatz herankommt. Dieser dient nicht nur der möglichen Erweiterung des 16 Gigabyte (GB) großen internen Speichers: Hier findet auch ein Verschlüsselungsmodul Platz, welches das Z10 abhörsicher machen kann. Zusammen mit dem deutschen Sicherheitsspezialisten Secusmart will Blackberry unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel als Kundin gewinnen.
Ein weiterer Unterschied zu iOS oder Android: Das Z10 verzichtet komplett auf einen Home-Button, der den Nutzer zum Startbildschirm zurückbringt. Um dort hinzugelangen streicht man immer über den unteren Bildschirmrand nach oben übers Display. Der Startbildschirm setzt sich aus Mini-Ansichten der geöffneten Programme zusammen, zu denen man direkt wechseln kann. Wischt man auf dieser Ebene von rechts nach links, erscheint eine Übersicht aller Apps. Eine Bewegung von links nach rechts führt dagegen zum Nachrichten-Hub. Zieht man den Finger über den oberen Bildschirmrand nach unten, öffnet sich ein Menü für die Einstellungen.
Das Hub-Konzept bedeutet einigen Aufwand beim Einrichten. Alle möglichen Kontonamen und Passwörter müssen eingetragen werden. Immerhin sind die Daten damit auch schon für die spezialisierten Apps der einzelnen Dienste wie Facebook oder Twitter vorgemerkt. Der Nachteil daran, alles in einem Topf zu haben, kann eine Informationsüberflutung sein. Allerdings bietet der Hub auch die Möglichkeit, mit einem Fingerwisch zur jeweiligen Quelle zu wechseln.
Der neue Texteingabe-Assistent für die virtuelle Tastatur erfordert einige Gewöhnung, funktioniert dann aber gut. Beim Tippen erscheinen Wortvorschläge in kleiner Schrift direkt auf der Display-Tastatur - und zwar über dem jeweils nächsten Buchstaben. Tippt man etwa ein „d“, schwebt der Vorschlag „der“ über dem „e“ und ein „doch“ über dem „o“. Will der Nutzer einen der Vorschläge annehmen, schiebt er das jeweilige Wort einfach mit dem Finger ins Textfeld.
Mit einem Preis ab 560 Euro siedelt Blackberry das 136 Gramm schwere und 9 Millimeter dünne Z10 in der Smartphone-Oberklasse an. Es bietet ein 4,2-Zoll-Display mit einer HD-Auflösung von 1280 mal 768 Pixeln (356 Bildpunkte pro Zoll), einen Zweikern-Prozessor mit 1,5 Gigahertz, LTE-Unterstützung und eine Acht-Megapixel-Kamera (f/2.2). Im späteren Jahresverlauf und 2014 sollen günstigere Modelle folgen, wie Blackberry bereits angekündigt hat. Das Playbook-Tablet soll ebenfalls auf Blackberry 10 umgestellt werden.
Der aus Deutschland stammende Konzernchef Thorsten Heins setzt alles auf das neue Betriebssystem und benannte die Firma sogar von Research In Motion (RIM) in Blackberry um. Das neue Betriebssystem basiert auf QNX, einem Betriebssystem für sogenannte eingebettete Systeme, das unter anderem in den Bordcomputern auch vieler deutscher Autos steckt. Heins hofft deshalb auf eine nahtlose Integration von Blackberry-10-Geräten in die automobile Welt.