TV-Hersteller Loewe kämpft gegen Pleite
Kronach (dpa) - Der schwer angeschlagene TV-Gerätehersteller Loewe sucht seine Rettung im Gläubigerschutz. Wie das deutsche Traditionsunternehmen mitteilte, hat das Amtsgericht Coburg seinem Antrag auf ein Schutzschirmverfahren für die Loewe AG und die Tochter Loewe Opta GmbH zugestimmt.
Nach dieser neuen Möglichkeit im Insolvenzrecht wird das Unternehmen weiterhin vom bestehenden Vorstand geführt. Ziel sei es, „Loewe gemeinsam mit strategischen Partnern und Investoren neu auszurichten“. Als Sachwalter berief das Gericht die Nürnberger Sanierungsexperten Siegfried Beck und Joachim Exner. Am Abend war das Gericht für eine Bestätigung zunächst nicht zu erreichen.
„Die Loewe AG und die Loewe Opta GmbH sind nicht zahlungsunfähig, so dass damit die wichtigsten Voraussetzungen für ein Schutzschirmverfahren, so wie es die Gesetzgebung vorsieht, gegeben sind“, teilte Loewe mit. Alle Kundenaufträge würden erfüllt und Lieferanten bezahlt. „Alle anderen in- und ausländischen Tochtergesellschaften arbeiten weiter wie bisher und nehmen nicht am Verfahren teil“, heißt es in der Mitteilung weiter. Der Geschäftsbetrieb am Stammsitz im fränkischen Kronach mit seinen 800 Beschäftigten werde uneingeschränkt fortgeführt.
Die lange schwelende Krise von Loewe hatte sich Anfang Juni dramatisch zugespitzt: Weil Verluste mehr als die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt hatten, sah sich Loewe gesetzlich gezwungen, für Ende Juli die Aktionäre zu einer Hauptversammlung laden - um für eine Kapitalerhöhung zu sorgen. Frisches Geld soll von bestehenden und neuen Investoren kommen. Wichtigster Anteilseigner ist der japanische Elektronikriese Sharp mit knapp 29 Prozent (Ende 2012).
Loewe, 1923 von den Brüdern Siegmund und David Ludwig Loewe in Berlin gegründet, ist eine der letzten deutschen Traditionsmarken im Fernsehgeschäft, bei denen die Geräte noch in Deutschland produziert werden. In Kronach fertigt Loewe seit 1948.
Allerdings ist der Markt ist von technischem Wandel und mächtigen asiatischen Konkurrenten wie Samsung und Panasonic geprägt. Sie fertigen die TV-Geräte in riesigen Stückzahlen und günstiger als hierzulande. Loewe schreibt seit 2010 rote Zahlen. Der Umsatz fällt seit 2008 - im vergangenen Jahr waren es noch 250 Millionen Euro.
In den ersten drei Monaten 2013 brach der Umsatz um weitere 35 Prozent auf 43,5 Millionen Euro ein, unter dem Strich standen 11,6 Millionen Euro Verlust. Ende März beschäftigte Loewe 988 Mitarbeiter. Zum 1. April wurden 180 Arbeitsplätze abgebaut.
Die Loewe-Aktie - seit Jahren im Sinkflug - legte nach Veröffentlichung der Mitteilung am Dienstag eine wahre Achterbahnfahrt hin. Erst brach der Kurs um bis zu 27 Prozent auf 1,45 Euro ein, lag später mit 8 Prozent im Plus - um anschließend wieder kräftig einzuknicken. Am Abend stand sie in Frankfurt bei einem Minus von 1 Prozent.
Das von Loewe angestrebte Schutzschirmverfahren soll betroffene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger schützen, ohne die Geschäfte einem Insolvenzverwalter zu überlassen. Es ähnelt dem aus den USA bekannten Gläubigerschutz („Chapter 11“). In Deutschland gibt es diese Möglichkeit seit einem Jahr.