Börse begeistert Twitter hält sich in schwarzen Zahlen
San Francisco (dpa) - Der bis vor kurzem chronisch verlustreiche Kurznachrichtendienst Twitter hat sich im zweiten Quartal in Folge in den schwarzen Zahlen gehalten. Damit greifen die Umbaumaßnahmen des Mitgründers Jack Dorsey, der vor zweieinhalb Jahren an die Twitter-Spitze zurückkehrte.
Twitter konnte auch einen spürbaren Zuwachs bei der Nutzerzahl verbuchen. Mindestens einmal im Monat waren 336 Millionen Nutzer aktiv - in den vorherigen drei Monaten hatte die Zahl noch bei 330 Millionen stagniert.
Dieses Wachstum entstand vor allem außerhalb der USA mit einem Sprung von 262 auf 267 Millionen Nutzer. Im Heimatmarkt hängt Twitter hingegen seit über einem Jahr knapp unter der Marke von 70 Millionen Nutzern fest. Die Zahl täglich aktiver Nutzer stieg weltweit um zehn Prozent - aber Twitter beziffert sie traditionell nicht.
Twitter steigerte den Umsatz im ersten Quartal im Jahresvergleich um gut ein Fünftel auf 665 Millionen Dollar. Das internationale Geschäft werde bald mehr als die Hälfte der Erlöse einbringen. Im vergangenen Quartal schossen die internationalen Umsätze um 53 Prozent auf 318 Millionen Dollar hoch.
Unterm Strich blieb ein Gewinn von 61 Millionen Dollar übrig, nach einem Fehlbetrag von rund 61,6 Millionen ein Jahr zuvor. Im Schlussquartal 2017 hatte Twitter mit einem Gewinn von 91 Millionen Dollar zum ersten Mal überhaupt schwarze Zahlen geschrieben. Allein seit ersten verfügbaren Zahlen von 2010 hatten sich die Verluste in den vergangenen Jahren auf fast 2,6 Milliarden Dollar addiert. Twitter war 2006 gestartet.
Dorsey will Twitter stärker auf aktuelle Ereignisse samt Live-Videos ausrichten. „Unsere Kernaufgabe ist es, Menschen zu informieren“, bekräftigte er. Die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft sieht Dorsey als Chance, Nutzer mit Informationen rund um das Geschehen anzulocken.
Twitter spüre keine negativen Auswirkungen des aktuellen Datenskandals bei Facebook, sagte Dorsey in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Werbung machte im vergangenen Quartal mit 575 Millionen Dollar weiterhin den Löwenanteil des Twitter-Geschäfts aus. In Zukunft solle auch Videowerbung eine größere Rolle spielen.
Es noch zu früh, den finanziellen Effekt der EU-Datenschutzverordnung auf das Geschäft abzuschätzen, erklärte Twitter. Die neuen Regeln, die schärfere Auflagen für Sicherheit und Transparenz vorsehen, greifen ab dem 25. Mai. Auch im Zusammenhang mit Maßnahmen gegen extremistische Inhalte auf der Plattform werde die Zahl der Mitarbeiter in diesem Jahr um 10 bis 15 Prozent steigen, hieß es. Ende 2017 hatte Twitter rund 3300 Beschäftigte.