Twitter-Kampagne „Aufschrei“ für Grimme Online Award nominiert

Düsseldorf (dpa) - Die Twitter-Kampagne unter dem Schlagwort „Aufschrei“ ist für den Grimme Online Award nominiert. Mit diesem „Hashtag“ bündelten Nutzerinnen ihren Protest gegen alltäglichen Sexismus.

Ausgelöst wurde die Debatte durch den Vorwurf einer Journalistin, der FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle habe sich ihr gegenüber anzüglich verhalten. Damit hat erstmals ein Hashtag aus dem Online-Netzwerk Twitter Chancen auf den renommierten Preis.

Insgesamt sind 28 herausragende Online-Angebote für den Grimme Online Award nominiert worden. Im Rennen um acht Auszeichnungen und einen Publikumspreis sind Webseiten, Blogs, Apps und erstmals auch die persönliche Leistung eines Journalisten. Die Jury kann frei entscheiden, wie die Preise auf die Kategorien verteilt werden. So kann sie auch mehrere Preise in einer ihrer Meinung nach besonders starken Kategorie vergeben.

„Aufschrei“ sei nominiert worden, weil sich eine Bürgerbewegung den Kanal Twitter zu eigen gemacht habe. „Aus dem Netz wanderte das Thema zurück in die etablierten Medien und in die Politik, eine Wirkung, die zuvor noch kein Hashtag in Deutschland hatte“, heißt es in der Begründung. Mit einem Rautezeichen versehene Begriffe werden von Twitter automatisch verlinkt, so dass man sich gezielt nur die Kommunikation mit diesen Hashtags anzeigen lassen kann.

„Die Nominierungen belegen gerade in ihrer Vielfalt und mit ihrem hohen Niveau, welch exzellente Qualität heute im Netz zu finden ist“, sagte Grimme-Direktor Uwe Kammann am Donnerstag in Düsseldorf. Die Nominierungskommissionen wählten die 28 Netzangebote aus 1600 Vorschlägen in den Kategorien Information, Wissen und Bildung, Kultur und Unterhaltung sowie Spezial aus.

Der Journalist Richard Gutjahr wurde für persönliche Leistungen nominiert, die zur Weiterentwicklung des Internets beigetragen hätten. Die demokratische Gesellschaft profitiere von seinen Analysen, Impulsen und Projekten wie der „Rundshow“ im Bayerischen Rundfunk oder der Webseite „Lobbyplag.eu“, betonte die Kommission. Die „Rundshow“ beweise, dass sich öffentlich-rechtliches Fernsehen und Netzwelt zusammenbringen lasse. „Lobbyplag.eu“ zeige, wie sich Texte von Lobbyisten in EU-Beschlüssen wiederfänden.

Auch der Sport hat es in die Endausscheidung geschafft. Nominiert sind zwei Fußball- und ein Doping-Portal. Neben Berichten über Fußballspiele sei der Liveticker von „11Freunde“ besonders unterhaltsam, hieß es. Ob Bundesliga oder Champions League: Die 11Freunde-Redaktion berichte humorvoll und vielfältig. Auf „marcel-ist-reif.de“ kann dagegen jeder selbst live kommentieren. Experten oder Laien können zum Fußballkommentator werden und verschiedene Kommentatoren zuschalten.

Unter den Plattformen zur Bürgerbeteiligung ragt aus Kommissionssicht das „Politnetz“ wegen seiner Kombination aus nützlichen Informationskatalogen und Diskussionsmöglichkeiten heraus. Über Rechtsextremismus informiert „Publikative.org“. Es sei eine vollständige Weiterentwicklung des bereits 2007 nominierten „NPD-Blogs“. Das von der Amadeu-Antonio-Stiftung getragene Web-Angebot informiert mit mehr als 5000 Artikeln umfassend über politische Aktivitäten von Rechtsextremisten.

Der Publikumspreis wird aus allen Nominierten ermittelt. Bis zum 13. Juni können Internetnutzer unter www.tvspielfilm.de/grimme abstimmen. Die Preisverleihung findet am 21. Juni in Köln statt.