Unbekanntes Digitalradio: Viele müssen DAB+ noch entdecken
Köln/Nürnberg (dpa/tmn) - Digitalradio ist vielen Verbrauchern immer noch kein Begriff. Schließlich ist nach wie vor offen, ob und wann das analoge UKW-Radio abgeschaltet wird. Auf welches Pferd sollen die Hörer setzen?
Köln/Nürnberg (dpa/tmn) - Digitalradio ist vielen Verbrauchern immer noch kein Begriff. Schließlich ist nach wie vor offen, ob und wann das analoge UKW-Radio abgeschaltet wird. Auf welches Pferd sollen die Hörer setzen?
DAB+, was ist das denn? Vom terrestrischen Digitalradio, dem designierten Nachfolger des analogen UKW-Radios, haben viele noch nie etwas gehört. Auch wird DAB+ gerne mit Internetradio verwechselt. Doch der Empfang läuft ganz klassisch über Antenne. Im Vergleich zum guten alten UKW bietet DAB+ viele Vorteile.
DAB+ ist die Abkürzung für Digital Audio Broadcasting, also die digitale Verbreitung von Audiosignalen über Antenne. „Das Plus steht für die moderne Übertragung in bester Tonqualität, die zudem Platz lässt für programmbegleitende Zusatzinformationen wie Verkehrsdaten, Wetterkarten, Titel und Interpret, Albumcover oder die aktuellen Nachrichtenschlagzeilen“, erklärt Michael Reichert, Leiter des ARD-Projektbüros Digitalradio. Die Zusatzinformationen sind je nach Gerätetyp verfügbar und reichen von der einfachen Textdarstellung bis zur Bilder-Slideshow.
„Zum Digitalradio gehören auch vertiefende Texte zum Programm, Audio-Angebote zum Nachhören unterwegs und elektronische Programmführer“, erklärt Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu). So ist während der Fußballreportage am Wochenende zum Beispiel auch die Einblendung der Blitztabelle möglich. „Zudem kann man interaktiv auf das Programm zugreifen“, sagt Stehle.
Hinzu kommt ein vergleichsweise großes, bundesweites Angebot an Sendern, die es über UKW gar nicht oder nur in bestimmten Verbreitungsgebieten gibt. „Das sind beispielsweise DRadio Wissen von Deutschlandradio, Schlager- und Klassikradios, kirchliche Sender und viele andere Programme“, erklärt Reichert.
Vorteile hat DAB+ gegenüber UKW auch für die Programmveranstalter. „Die Verbreitungskosten - zum Beispiel der Energieverbrauch -, die durch die Rundfunkübertragung zustande kommen, sind deutlich geringer“, erklärt Reichert. „Und das Programm, das im Studio bereits digital produziert wird, kommt auch digital und ohne Qualitätsverlust zum Hörer.“
Die einzige Hürde für Hörer ist die Anschaffung eines passenden Geräts. Diese seien aber nicht mehr viel teurer als ein herkömmliches UKW-Gerät, sagt Reichert. Außerdem können DAB+-Radios auch weiterhin UKW empfangen. Wer also ohnehin die Anschaffung eines Radios plant, ist mit einem Digitalradio nicht schlecht beraten.
Inzwischen sind über 300 Geräte im Handel, mit denen digitales Radio empfangen werden kann. „Das Angebot reicht vom Digitalradio-Stick über kleine Taschenradios bis zu leistungsfähigen Soundanlagen“, sagt Roland Stehle. Die Preise beginnen bei rund 40 Euro. Einige Automobilhersteller bauen DAB+ bereits ab Werk ein. „Dazu gibt es auch Geräte zur Nachrüstung von Fahrzeugen.“
Denn das Digitalradio ist gerade auch für den mobilen Empfang im Auto entwickelt worden. „Die über DAB+ möglichen Zusatzdienste, beispielsweise sehr viel präzisere und schnellere Verkehrsinformationen, machen Digitalradio für den mobilen Einsatz im Auto besonders attraktiv“, erklärt Uwe Ludwig vom Sendernetzbetreiber Media Broadcast. Und sollte auf einem Streckenabschnitt noch kein Digitalradio verfügbar sein, schaltet das Radio einfach auf UKW um.
Wie UKW ist auch das digitale DAB+ von der Übertragungstechnik her nach wie vor klassischer Rundfunk. Das heißt: Es gibt anders als bei Audio-Streams übers Internet keine Obergrenze bei der Zahl der Empfänger. Auch Überlastungen, wie sie etwa vom Mobilfunk bei Großveranstaltungen bekannt sind, müssen Nutzer nicht befürchten, sagt Ludwig. „Auch wenn Hunderte Autos im Stau stehen, können alle das DAB+-Rundfunksignal empfangen.“