Vodafone investiert Milliarden aus Verizon-Erlösen ins Netz

Berlin (dpa) - Vodafone will mit den Milliardenerlösen aus dem Verkauf seiner Anteile am US-Mobilfunker Verizon Wireless seine Investitionen in die Netze massiv aufstocken. Dazu kündigte das Unternehmen das Programm „Spring“ (Frühling) an, mit dem die bereits geplanten Investitionsausgaben in den kommenden drei Jahren um 7 Milliarden Euro aufgestockt werden.

„Diese Mittel wird die Gruppe zu guten Teilen auch den Vodafone-Gesellschaften in der EU und Vodafone Deutschland zur Verfügung stellen“, sagte der Geschäftsführer von Vodafone Deutschland, Jens Schulte-Bockum, am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa auf der Funkausstellung IFA in Berlin.

Der große Rivale Deutsche Telekom kündigte bereits Anfang der Woche Investitionen von über elf Milliarden Euro in seine Netze in Deutschland bis Ende 2015 an. Unter anderem will der Bonner Konzern bis 2016 rund 24 Millionen Haushalte mit Glasfaserleitungen versorgen. Nach der Ankündigung der Netzoffensive stellte die Telekom auf der IFA nun einen Familientarif vor, der Haushalte mit Telefon, Fernsehen und Internet aus einer Hand versorgen soll.

So gibt es für 69,90 Euro einen Festnetz-Anschluss, bis zu 16 000 MBit pro Sekunde schnelles Internet und das TV-Angebot Entertain. Zudem sind Gespräche zwischen bis zu vier Handys und dem Festnetzanschluss kostenlos.

Vodafone hatte am vergangenen Montag angekündigt, seine Anteile an dem US-Provider Verizon Wireless für 130 Milliarden US-Dollar zu verkaufen. 84 Milliarden Dollar sollen an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Ziel sei es, die Führung bei der Netzqualität und beim Service übernehmen und dann auszubauen, sagte Schulte-Bockum. Dabei gehe es vor allem um eine Beschleunigung beim Ausbau des modernen Mobilfunknetzes LTE sowie um die Vergrößerung der Netzwerk- Kapazitäten. Außerdem sollen die Mobilfunkstationen möglichst flächendeckend an schnelle Glasfaser-Leitungen angeschlossen werden. „Damit kann Vodafone in Sachen Netzqualität in Zukunft den Innovations-Turbolader zünden.“

Obwohl Vodafone in Deutschland bei Netzwerk-Tests von Fachzeitschriften zuletzt hinter der Deutschen Telekom auf Platz zwei landete, sieht Schulte-Bockum sein Unternehmen bei den LTE-Netzen insgesamt vorne. „Es gibt einen Grund, dass wir im reinen Geschwindigkeit-Vergleich bei LTE leicht hinter der Telekom liegen: Wir haben uns auf eine möglichst großflächige Netzabdeckung fokussiert und nicht nur auf die Spitzengeschwindigkeit alleine.“

Vodafone decke mit seinem LTE-Netz schon jetzt die 180 größten Städte Deutschland sowie weitere 2300 Gemeinden ab. Damit erreiche Vodafone zwei Drittel der Bevölkerung, rund 51 Millionen Einwohner. Im Jahr 2015 werde Vodafone Deutschland komplett mit LTE versorgen können.

Punkten will Vodafone auch beim Service. So soll den Kunden vor einem Vertragsabschluss sehr genau gesagt werden, welche Netzabdeckung und welche Geschwindigkeiten sie von Vodafone an ihrem Wohnort oder im Urlaub erwarten können. „Das Mehr an Transparenz mag beim Kunden vielleicht zunächst Verwirrung auslösen, weil es ungeschminkt daherkommt“, sagte Schulte-Bockum. „Aber am Ende honorieren Kunden denjenigen, der nicht Selters für Sekt verkauft, sondern gleich das richtige Etikett draufmacht.“