Zum Falten und Zerlegen: Notebooks auf der IFA

Berlin (dpa/tmn) - Die klassischen Notebooks mit 15-Zoll-Display und großer Tastatur für 500 bis 700 Euro gibt es immer noch. Auf der IFA zeigen aber auch viele Hersteller, wie sie sich die Zukunft des Klapprechners vorstellen.

Beim Stichwort „IFA“ denken viele zunächst an riesige Fernseher oder schicke Kopfhörer. Gleichzeitig wird die Technikmesse in Berlin (Publikumstage: 6. bis 11. September) aber auch immer mehr zur Leistungsschau der Computerhersteller. Dieses Jahr zeigen unter anderem Sony, Acer, Samsung, Toshiba und Lenovo ihre neuesten Geräte. Im Trend sind unter anderem Convertibles, bei denen sich das Display vertikal wie horizontal durch die Gegend klappen lässt, und Hybriden, die das Bindeglied zwischen Tablets und Notebooks darstellen.

Die Hybriden bestehen aus Tablet und Tastatur. Auf der IFA gibt es zwei Varianten zu sehen: Bei einigen, etwa dem Iconia W700 und W701 von Acer, werden die Teile drahtlos per Bluetooth miteinander verbunden und nur in eine gemeinsame Standvorrichtung geschoben. Ähnlich funktioniert zum Beispiel auch die Samsung-Reihe Ativ Tab 3, von denen jedes 10-Zoll-Tablet in Deutschland mit einem Magnet-Cover mit eingebauter Tastatur verkauft wird. „Wir wollen damit die Lücke zwischen den professionellen Notebooks und den spaßigen Mediatablets überbrücken“, erklärt Samsung-Produktmanagerin Michaela Teufel.

Andere koppeln sich klassisch per Steckverbindung und werden deshalb manchmal auch Detachables genannt. Dazu gehört auch das Transformer Pad von Asus. Der Hersteller hat zwar keinen eigenen Stand auf der IFA, hat zum Messestart aber trotzdem eine überarbeitete Version des Hybriden präsentiert. Tatsächlich auf der Messe zu sehen sind zum Beispiel die Toshiba-Modelle W30Dt und W30t mit einem 13 Zoll großem abnehmbarem Touchscreen.

Chrystelle Labesque, Computerexpertin beim Marktforscher IDC, sieht in den Hybriden jede Menge Potenzial: „In Unternehmen könnte das zum Beispiel attraktiv werden, vor allem für Mitarbeiter, die viel reisen“, sagt sie. Ähnliche Erfahrungen hat Acer-Sprecherin Wiebke Uhlenbrook gemacht: „Viele der Käufer sind Leute, die zum Beispiel in der U-Bahn viel schreiben.“ Für sie sind die Hybriden so praktisch wie ein Tablet, gleichzeitig gibt es zum Tippen den Vorteil einer richtigen Tastatur.

Auf den Hybriden ist in der Regel Windows 8 installiert, dessen Kacheloberfläche sich am Touchscreen problemlos steuern lässt. Im Vergleich zu anderen mobilen Betriebssystemen wie Android und iOS ist es gerade für professionelle Nutzer oft die bessere Wahl. „Der Vorteil ist zum Beispiel, dass es sich viel besser in ein Unternehmensnetzwerk einbinden lässt“, sagt Uhlenbrook. Hinzu kommt das Softwareangebot: Viele Programme, die Berufstätige unterwegs brauchen, gibt es nur für Windows und nicht als App. Daher verwenden die Hersteller in der Regel auch das „echte“ Windows 8 - die abgespeckte Mobilversion RT ist auf der IFA kaum zu sehen.

Eine andere Art von Notebook-Tablet-Kreuzung sind die Convertibles, die sich durch geschicktes Klappen und Falten vom Notebook in ein Tablet verwandeln lassen. Dazu gehört zum Beispiel das Aspire R7 von Acer, das auf den ersten Blick vor allem dadurch auffällt, dass sich das Touchpad über und nicht wie üblich unter der Tastatur befindet. Ähnlich flexibel ist auch das Vaio Fit multi-flip von Sony, das mit 13, 14 und 15 Zoll großem Display auf den Markt kommen soll.

Und natürlich darf bei den flexiblen Notebooks auch der chinesische Hersteller Lenovo nicht fehlen. Die Computer der Yoga-Serie mit komplett umklappbarem Display waren einer der großen Hingucker der IFA 2012. Dieses Jahr zeigt die Firma unter anderem den Nachfolger Yoga 2 Pro mit extrem hochauflösendem Bildschirm.

Allerdings haben die Mischungen aus Notebook und Tablet, ob Hybrid oder Convertible, auch einen Wermutstropfen, nämlich den Preis. „Für viele ist das noch ein Hindernis“, sagt Marktforscherin Labesque. Oft gibt es die Geräte erst ab ungefähr 1000 Euro. „Spannend ist, ob wir da bis zum Ende des Jahres niedrigere Preise sehen“, so Labesque. „Erst dann wird es für eine breitere Käuferschicht interessant.“

Hinter Hybriden und Convertibles fast verschwunden sind die Ultrabooks - dabei waren sie vor zwei Jahren noch eines der heißesten Themen auf der IFA. Beim Käufer stießen die flachen und leichten Klapprechner aber bisher auf vergleichsweise wenig Begeisterung. Grund auch hier: Der Preis. Denn die strengen Regeln dafür, welcher Rechner sich Ultrabook nennen darf, werden von Intel festgelegt. „Für viele Hersteller war es schwierig, die Ansprüche zu erfüllen und gleichzeitig attraktive Preise anzubieten“, sagt Labesque.

Viele Hersteller haben sich daher zumindest teilweise von dem Begriff Ultrabook verabschiedet, bauen aber trotzdem weiter leichte und flache Notebooks, die dann aber zum Beispiel auch Prozessoren enthalten dürfen, die nicht von Intel stammen. Toshiba zeigt zum Beispiel die Satellite-50er-Reihe: Die gibt es entweder als „richtiges“ Ultrabook U50t oder als optisch identisches M50t mit Technik vom Intel-Konkurrenten AMD. Ein ähnliches Prinzip verfolgt auch Samsung mit dem Edel-Ultrabook Ativ Book 9: Das gibt es als teure Plus-Version mit Intel-Chip, aber auch als deutlich günstigere Lite-Variante, bei der eine Eigenentwicklung von Samsung die Rechenarbeit übernimmt.

Trotz aller Innovationen und Abmagerungskuren bleibt die meistverkaufte Notebook-Variante der 14- oder 15-Zöller für den Schreibtisch. „In Deutschland und Europa sind die klassischen 15- und 16-Zoll-Notebooks noch immer am wichtigsten“, sagt Chrystelle Labesque. Kein Wunder, dass die Hersteller auch in diesem Bereich Neuheiten anbieten - Wer sich dafür interessiert, kann zum Beispiel bei Acer und Toshiba große Gaming-Notebooks ansehen, bei Lenovo gibt es die neue Flex-Serie. Deren Display lässt sich zwar nicht komplett, aber immerhin ein bisschen mehr umklappen als bei anderen Notebooks. So schafft es zumindest ein Teil der Innovationen bei mobilen Rechnern in den Mainstream.