Wunschwelle weltweit - Internetradio bringt Abwechslung
Hamburg/Berlin (dpa/tmn) — Internet-Musikdienste bieten Abermillionen Songs. Doch die Auswahl überfordert schnell. Die einfache Alternative für alle, die einfach nur zuhören möchten, heißt Radio.
Internetradio, um genau zu sein. Da ist für jeden etwas dabei.
Das Gefühl, alleine vor 16 Millionen Songs zu stehen, mag DJs euphorisch stimmen. Für andere ist es eine Qual. Ein guter Grund, Netzradio zu hören, statt Musikdienste mit einer Auswahl à la carte zu abonnieren. Im Internet sind Stationen und Streams aus der ganzen Welt zu hören, darunter zahlreiche Spartenprogramme und viel alternative Musik.
Allein in Deutschland werden laut dem aktuellen GEMA-Webradiomonitor mehr als 2800 Radiosender übers Netz gestreamt. „Bei etwa 20 Prozent davon handelt es sich um Live-Streams klassischer UKW-Sender oder Ableger klassischer UKW-Marken, die übrigen sind Online-only-Angebote und Musikstreamingdienste“, erklärt ein Sprecher des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT).
„Webradio kann man einfach über den Internet-Browser am PC, stationäre WLAN-Radios und mit allen mobilen Endgeräten wie Smartphone und Tablet hören“, erklärt Bernhard Bahners von der Netzradio-Plattform Radio.de. Immer öfter integrierten auch Autohersteller Internetradio in die Entertainmentsysteme.
Die Nutzung von Netzradio ist intuitiv. „Im Internet rufe ich die Streams entweder direkt beim Sender ab, oder man nutzt Portale, die im ganzen Web nach frei verfügbaren Streams suchen und diese dann nach Genres oder Herkunft übersichtlich bündeln“, erklärt Andreas Hentschel von der Zeitschrift „Chip“. Solche Verzeichnisse bieten etwa Surfmusik.de, Shoutcast.com oder Radio.de.
Am Rechner funktioniert das Streamen direkt im Browser, sonst können auch Player wie Foobar 2000 oder der VLC Media Player diese Aufgabe übernehmen. Verbindet man PC oder Notebook per Kabel mit der Anlage, klingt die Musik meist besser. „Noch bequemer sind WLAN-Clients wie Apples AirPort Express, die man einmalig an die Stereoanlage anstecken muss“, erläutert Hentschel. Danach lässt sich die Musik von allen WLAN-fähigen Geräten, also auch Notebooks, Smartphones oder Tablets, drahtlos zu Empfänger und Anlage schicken. Erhältlich sind auch Bluetooth-Adapter zum drahtlosen Weiterleiten der Musik. Allerdings ist bei dieser Lösung die Reichweite begrenzter als bei WLAN.
Perfekte Streaming-Clients, die im Zweifel auch schnell per Kabel an Anlagen, Aktivboxen oder Soundsysteme angeschlossen sind, stellen auch Smartphones und Tablets dar. Sowohl für iOS als auch für Android gibt es zahlreiche kostenlose Internetradio-Apps, etwa Shoutcast Radio (iOS) beziehungsweise Winamp (Android) oder TuneIn Radio (beide Betriebssysteme).
Wer unterwegs Internetradio hören möchte - und gerade nicht in einem WLAN eingebucht ist, sollte das übertragene Datenvolumen im Blick behalten. „Radiostreaming ist zwar nicht extrem datenintensiv, aber wenn man eine Stunde bei mittelmäßiger Qualität hört, verbraucht man circa 60 bis 70 Megabyte“, erklärt Hentschel. „Hat man nur 200 oder 300 Megabyte im Monat verfügbar, dann ist das Volumen schnell aufgebraucht.“ Viele Netzradios bieten deshalb auch Streams mit niedrigeren Bitraten zur Auswahl an.
Ein Empfangsgerät für daheim darf man natürlich nicht vergessen: WLAN-Radios. Die Geräte haben Vor- und Nachteile. Internetradio-Experte Bahners kritisiert etwa den beschränkten Funktionsumfang und die oft umständliche Nutzerführung dieser modernen Radios. „Wir haben festgestellt, dass viele unserer Nutzer auf die Kombination von einem Smartphone oder Tablet mit einer Dockingstation setzen“, sagt er.
Im Vorteil sieht Andreas Hentschel WLAN-Radios beim Stromverbrauch. Die Empfangsgeräte schlucken deutlich weniger Energie als ein Computer oder Notebook, die nur für das Abspielen eines Radiostreams laufen. Und mobile Endgeräte eigneten nur dann längerfristig zum Streamen, wenn sie dabei am Netzteil hängen: „Smartphone oder Tablet werden bei ständigem Streaming doch auch relativ schnell leer gesaugt — da ist der Radioempfänger, den man am besten auch noch via LAN-Kabel an den Router ansteckt, die sparsamere Variante und im Zweifel sogar die mit einem stabilerem Empfang.“