Gaming-Event Zehntausend zelebrieren Zocker-Event in Hamburg
Hamburg (dpa) - Knapp zehntausend Augenpaare blicken gebannt auf die Leinwände hoch oben in der Barclaycard Arena in Hamburg. Zu sehen sind Explosionen, Eisstrahlen und Schwerthiebe - ein Raunen geht durch die Menge, dann wird fanatisch applaudiert und gejubelt.
Gerade sind mehrere Helden bei dem Computerspiel „Dota 2“ massakriert worden. Gebannt blickt der 25-jährige Berliner Kuro Salehi Takhasomi - genannt KuroKy - auf seinen Bildschirm. Der Profi-Gamer war maßgeblich an der Aktion beteiligt, bei der sein Team der gegnerischen Mannschaft schwer zugesetzt hat.
KuroKy ist Kapitän des „Team Liquid“ einer der erfolgreichsten E-Sport-Mannschaften der Welt. Er selbst gilt innerhalb der Gaming-Szene als erfolgreichster „Dota 2“-Spieler überhaupt. Doch gerade muss sein Team besonders hart kämpfen. Denn in der Gruppenphase des E-Sport-Turniers konnten es sich noch nicht für die Finalspiele qualifizieren. „Mein Team und ich strengen uns für jedes Spiel an und nehmen jedes Spiel ernst“, sagte der internationale Gaming-Star KuroKy vor den entscheidenden Spielen.
Für Außenstehende ist es nur schwer ersichtlich, was gerade vor rund 10 000 Zuschauern passiert ist. Wer „Dota 2“ noch nie gespielt hat, steht hier ziemlich auf dem Schlauch. Bei dem Echtzeit-Strategiespiel kämpfen - grob gesagt - zwei Teams mit jeweils fünf Spielern darum, die Basis der anderen Mannschaft zu zerstören. Jeder Spieler steuert aus der Vogelperspektive einen der mehr als 100 Helden des Spiels.
Wer „Dota 2“ aktiv spielt, für den ist Hamburg gerade das Mekka des Gamings. Die Spieler werden wie Rockstars verehrt. Die Inszenierung der Spiele gleicht einem Boxkampf. Mit Musik und Lichteffekten marschieren die Teams auf die Bühne.
Viele Fans sind von weither angereist, um ihre Idole und Mannschaften zu unterstützen. Aus Russland, der Ukraine, Serbien, dem EU-Ausland und vielen weiteren Ländern sind Fans an diesem Samstag laut Veranstaltern nach Hamburg gekommen. Tatsächlich hört man im wuseligen Getuschel der Zuschauer fast zu jeder Zeit einen Mix aus mindestens vier verschiedenen Sprachen. 30 Prozent der Zuschauer seien aus dem Ausland gekommen. Zudem sollen sich bis Sonntag mehrere Millionen Menschen die Matches online im Livestream angucken.
Die Veranstalter sehen diese Vielfalt als klaren Pluspunkt: „Was der Sport anderen Sportarten voraus hat, ist, dass er wahnsinnig international ist“, erzählt ESL-Produktchef Ulrich Schulz. Das Team des Berliners KuroKy kann dafür als Beispiel dienen. Ein Deutscher spielt zusammen mit einem Libanesen, einem Finnen, einem Bulgaren und einem Jordanier. Gesprochen wird Englisch und KuroKys Aufgabe ist es, das Team zusammenzuhalten. Denn nur gemeinsam kann die Mannschaft die Gegner bei dem Strategiespiel bezwingen. Dafür trainieren die Profis nach eigenen Angaben rund acht bis fünfzehn Stunden am Tag. „Das ist ja im Grunde mein Leben“, erzählt der 25-Jährige.
Doch der Aufwand kann sich lohnen: Mehrere Millionen hat er an Preisgeldern gewonnen. Verglichen mit anderen E-Sport-Events sind die Prämien in Hamburg mit insgesamt einer Million US-Dollar noch moderat. Nachwuchsspielern empfiehlt KuroKy trotz der verlockenden Gewinne, gut über eine E-Sport-Karriere nachzudenken: „Eigentlich wäre mein Hauptratschlag: Geht zur Schule, geht studieren, weil das alles ein bisschen riskant ist. Nur sehr wenige schaffen es.“