Zehntausende twittern zu Sexismus
Berlin (dpa) - Die Sexismus-Debatte um den FDP-Politiker Rainer Brüderle hat eine Lawine von Kommentaren im Kurzmitteilungsdienst Twitter ausgelöst. Bis Sonntagmittag wurden rund 35 000 sogenannte Tweets unter dem Schlagwort (Hashtag) #Aufschrei eingestellt.
Vor allem Frauen berichteten dort über Beleidigungen und Übergriffe. Es gebe ein großes Redebedürfnis der Frauen auf Twitter, sagte die Mit-Initiatorin des Hashtags, Anne Wizorek, am Samstag „Spiegel Online“. „Alltagssexismus ist in vollem Gange“, fügte die 31 Jahre alte, in Berlin lebende freie Beraterin für Online-Strategien hinzu.
Leider werde das Thema noch immer unter den Teppich gekehrt. Das belaste viele Frauen, fügte Wizorek hinzu. Kathy Meßmer, die die Aktion mit unterstützt, forderte, Frauen künftig ernst zu nehmen, „wenn sie über Sexismus berichten“. Ausgelöst hatte die Debatte ein Artikel des Magazins „Stern“, in dem eine Reporterin Brüderle anzügliche Anspielungen vorwarf.
Fernsehmoderator Günther Jauch änderte wegen der breiten Diskussion über sexuelle Belästigung kurzfristig das Thema seiner Talkshow. In der Sendung am Sonntag ging es nun um „Ein Herrenwitz mit Folgen - hat Deutschland ein Sexismus-Problem?“. Angekündigt waren neben „Stern“-Chefredakteur Thomas Osterkorn und der FDP-Europaabgeordneten Silvana Koch-Mehrin auch #Aufschrei-Initiatorin Wizorek und Frauenrechtlerin Alice Schwarzer.
Jauch will unter anderem Fragen diskutieren wie: „Wo fängt Sexismus an? Welche Rolle spielen die Medien? Wie alltäglich sind Anzüglichkeiten und Übergriffe gegenüber Frauen? Ist Sexismus eine Generationenfrage?“ Die Sendung „In Gottes Namen - wie gnadenlos ist der Konzern Kirche“ werde auf den 3. Februar verschoben.