Zeitung: IBM prüft Verkauf der Halbleiterproduktion
Armonk (dpa) - IBM erwägt einem Medienbericht zufolge den Verkauf seiner Halbleiterproduktion. Der Technologie-Riese habe die Investmentbank Goldman Sachs mit der Suche nach möglichen Käufern beauftragt.
Das berichtete die „Financial Times“ unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Es sei aber auch nicht ausgeschlossen, dass der Konzern gemeinsam mit einem Partner das Geschäft fortführe.
Mit dem Verkauf der Chipproduktion würde sich IBM von einem wesentlichen und traditionsreichen Teil des Unternehmens trennen. „Das wäre wahrscheinlich ihre größte strategische Neuausrichtung seit 20 Jahren“, sagte Patrick Moorhead, Analyst bei Moor Insights and Strategy der Zeitung.
Zu den in Frage kommenden Käufern gehören laut Moorhead TSMC und die einst von AMD abgespaltene Produktionsfirma Global Foundries. Neben Intel und Samsung seien das die einzigen Unternehmen, die in der immer kleiner werdenden Branche verblieben. Die Produktion von Computerchips gilt als äußerst kostenintensiv und forschungsaufwendig. Der Bau moderner Fabriken verschlingt viele Milliarden Dollar. Im technologischen Fortschritt hatte IBM nach Einschätzung von Analysten aber immer wieder gegenüber Marktführer Intel die Nase vorn gehabt.
Ohne die Silizium-Sparte werde IBM aber in zehn Jahren nicht mehr der Technologie-Gigant sein, der er heute ist, befürchtet Rick Doherty, Analyst bei Evisioneering in New York. „Ich wäre schockiert - es gäbe kein Watson ohne IBMs Power-Chips.“ Der nach dem IBM-Gründer genannte Supercomputer hatte sich zum Beispiel in der amerikanischen Quiz-Show „Jeopardy“ auch publikumswirksam gegen menschliche Kandidaten durchgesetzt.
IBM unterhält mehrere Fabriken für die Produktion von Computerchips. Zu den Kunden gehörten einst auch Apple oder Sony. Gemeinsam mit Apple und Motorola produzierte IBM den PowerPC-Chip, der auch vielfach in Supercomputern verbaut wurde. Sony griff für seine Playstation 3 auf IBMs Cell-Prozessor zurück, der zu den ersten Chips mit mehreren Prozessorkernen und 64-Bit-Architektur zählte. Im vergangenen Jahr setzte IBM laut Schätzungen von Analysten rund 1,75 Milliarden Dollar in der Sparte um, schrieb vor Steuern aber Verluste.
IBM trennt sich derzeit von verschiedenen Aktivitäten, um sein Kerngeschäft zu stärken. Ende Januar hatte IBM etwa den Verkauf von Teilen des Server-Geschäfts an den chinesischen Computerkonzern Lenovo bekanntgegeben. Lenovo hatte vor einigen Jahren bereits das PC-Geschäft von IBM übernommen und ist inzwischen zur weltweiten Nummer eins in diesem Markt aufgestiegen.