Zwei Verdächtige nach kinox.to-Razzia weiter auf der Flucht
Dresden (dpa) - Obwohl die Behörden nach den Betreibern das Film-Portals kinox.to fahnden, bleibt es vorerst wohl online. Die Beschuldigten flüchteten im Sommer aus Deutschland, den Ermittlern fehlen die Zugangscodes.
Zwei mutmaßliche Betreiber des aus Sicht der Staatsanwaltschaft illegalen Online-Portals kinox.to sind weiter auf der Flucht. „Wo sich die Brüder momentan aufhalten, wissen wir nicht. Nach ihnen wird gefahndet“, sagte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Dresden, Wolfgang Klein, am Montag. Bekannt sei lediglich, dass die beiden 25 und 21 Jahre alten Männer Deutschland bereits im Juli oder August verlassen hätten. Zu Fahndungsdetails wollte sich die Behörde nicht äußern, da die aus dem Raum Lübeck stammenden Brüder als gewaltbereit gelten und möglicherweise bewaffnet seien.
Mit einer Razzia in mehreren Bundesländern hatten Spezialkräfte am vergangenen Mittwoch versucht, die Betreiber von kinox.to aufzuspüren. Insgesamt gibt es vier Hauptbeschuldigte - zwei von ihnen konnten im Raum Neuss und Düsseldorf festgenommen werden. Das Magazin „Der Spiegel“ hatte zuerst über die Aktion berichtet. Die Seite kinox.to verlinkt laut Staatsanwaltschaft auf mehr als 1,3 Millionen raubkopierte Medieninhalte wie etwa aktuelle Kinofilme. „Die Seite hat mehrere Millionen Nutzer, das macht die Größenordnung deutlich“, sagte Klein.
Das Online-Angebot sei dem geschlossenen Portal kino.to nachempfunden. Die sächsische Generalstaatsanwaltschaft hatte in dem Fall gegen den Gründer und Chef des Film-Streaming-Angebots aus Leipzig ermittelt. Klein zufolge sei im Zuge der Ermittlungen in eben dem Verfahren festgestellt worden, dass die Beschuldigten, die zunächst nicht bekannt waren, „einfach weitergemacht und das kinox.to-Portal als das Folgeportal betrieben haben“.
Auch wenn das Online-Angebot nach Einschätzung der Generalstaatsanwaltschaft illegal ist, bleibt die Seite vorerst online. Der Generalstaatsanwaltschaft fehlen nach eigenen Angaben die entsprechenden Zugangscodes, um sie vom Netz zu nehmen. „Das macht es kompliziert.“ Die Behörde geht davon aus, dass die beiden flüchtigen Männer über den entsprechenden Zugang verfügen.
Den Beschuldigten wird gewerbsmäßige Urheberrechtsverletzungen, Steuerhinterziehung von mindestens 1,3 Millionen Euro, Erpressung und in einem Fall auch Brandstiftung vorgeworfen. Die Männer sollen „massiv“ versucht haben, Konkurrenz aus dem Internetmarkt zu drängen.
Am vergangenen Mittwoch waren insgesamt 46 Beamte bei Razzien in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein sowie in Berlin im Einsatz. „Viele Daten wurden sichergestellt. Die müssen wir jetzt erst einmal auswerten“, erklärte Klein. Die Beschuldigten sollen neben dem Portal kinox.to weitere illegale Download- und Streaming-Angebote betreiben.