Säugling in Düsseldorf ausgesetzt 17-Jährige warf ihr Baby ins Gebüsch
Düsseldorf · Eine Minderjährige hat vor dem Landgericht gestanden, im August heimlich ein Kind zur Welt gebracht und es anschließend über einen Zaun ins Gebüsch geworfen zu haben – vermutlich aus Angst vor den Eltern.
(veke/dpa) Eine 17-Jährige muss sich seit Mittwoch wegen der versuchten Tötung ihres Babys vor dem Düsseldorfer Landgericht verantworten. Dort hat die Schülerin gestanden, ihr Neugeborenes über einen Zaun in ein Gebüsch geworfen zu haben. Aus Angst vor ihren strengen Eltern habe sie die Schwangerschaft und die Geburt des Kindes verschwiegen, sagte die 17-Jährige am Mittwoch beim Prozessauftakt am Düsseldorfer Landgericht nach Angaben aus Justizkreisen aus. Auch die Beziehung zu ihrem Freund habe sie geheim gehalten, weil die Eltern sie nicht toleriert hätten. Die 17-Jährige soll das Kind Mitte August in einer Flüchtlingsunterkunft in Lichtenbroich heimlich zur Welt gebracht und es anschließend über den anliegenden mannshohen Zaun geworfen haben. Anwohner hatten das Wimmern des Säuglings gehört und den Notarzt verständigt.
Die Schwangerschaft soll nicht bemerkt worden sein
Das Neugeborene konnte stark unterkühlt gerettet werden. Die minderjährige Mutter wurde noch in der Nacht nach einer umfangreichen Suche von der Polizei festgenommen und saß zunächst in Untersuchungshaft. Die Schwangerschaft soll zuvor nicht bemerkt worden sein, hieß es im August nach dem Fund des Kindes. Das mag verwunderlich erscheinen, da das Mädchen bislang in der Unterkunft in ihrem Familienverbund lebte. Solche Fälle gibt es jedoch – es kommt sogar vor, dass werdende Mütter eine Schwangerschaft nicht bemerken, sie verdrängen oder verleugnen. Auch den zahlreichen Beschäftigten in der Unterkunft soll nichts aufgefallen sein. Dort arbeitet ein Verwalter, ein Sozialverband hat die Betreuung übernommen, rund um die Uhr ist sieben Tage in der Woche ein Sicherheitsdienst vor Ort.
Das Kind lebt nun
in einer Pflegefamilie
Das Kind war vom Düsseldorfer Jugendamt in Obhut genommen worden und soll mittlerweile in einer Pflegefamilie leben. Wie es heißt, habe die angeklagte Mutter der Adoption inzwischen zugestimmt. Eine Gutachterin soll der Angeklagten zwar eine Intelligenzminderung attestiert haben, sie aber dennoch für schuldfähig halten.
Sollte die 17-Jährige verurteilt werden, droht ihr eine mehrjährige Jugendstrafe. Mit einem Urteil wird Mitte Februar gerechnet. Der Prozess gegen die Minderjährige findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.