Ein Blick in die Wülfrather Innenstadt „Wir brauchen einheitliche Öffnungszeiten“
Wülfrath. · Nur wenige Besucher zieht es tagsüber in die Wülfrather City. Viele Händler haben bereits aufgegeben. Eine Bestandsaufnahme.
Morgens 10 Uhr: Während in der Wilhelmstraße nur ein paar Passanten durch die Fußgängerzone schlendern, herrscht am Angermarkt an der Goethestraße schon richtig Betrieb. „Das neue Einkaufszentrum hat der Wilhelmstraße geschadet“, sagt ein Passant und „alter“ Wülfrather, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Die Kunden am Angermarkt fahren mit dem Auto auf den kostenfreien Parkplatz, kaufen ihre Sachen, meist Lebensmittel, ein und verschwinden wieder. Die Wilhelmstraße nehmen sie nicht mehr wahr und besuchen sie auch nicht.“
Viele Geschäfte in der
Innenstadt stehen leer
Die fehlende Kundenfrequenz hat Auswirkungen auf den Geschäftsbesatz: Wer vom Wareplatz in Richtung Spring geht, dem fallen die Leerstände auf. Mindestens fünf zählt man, kleinere Geschäfte, die seit Jahren leer stehen, nicht mitgerechnet. „Bis auf Weiteres haben wir aus betrieblichen Gründen geschlossen“ lautet die Aufschrift auf einem Schild, das an der Eingangstür eines Ladens an der Wilhelmstraße hängt. Und in dem Ladenlokal direkt neben der Medienwelt steht einsam und allein ein Vespa-Motorroller. Er ist der einzige „Hingucker“ im Schaufenster. Ein Schriftzug „Metzgerei“ ist noch an der Wand eines Geschäftes zu lesen. Doch schon lange werden keine Wurst und kein Fleisch mehr in dem Laden verkauft.
Auffallend sind die zahlreichen „Nagelstudios“, die es in den Altstadt gibt. Doch ob sie die nötige Frequenz bringen, muss bezweifelt werden. Aber es gibt auch Lichtblicke. So das Geschäft „My Via Conceptstore“, das in das ehemalige Ladenlokal des Schuhgeschäftes Sinemus gezogen ist. Geschäftsführerin Rahime Güngör kennt die Kalkstadt aus dem Eff Eff. „Wir führen seit 22 Jahren das erste Geschäft ,My Via’ an der Wilhelmstraße mit 60 Quadratmetern und haben uns dann vergrößert, indem wir ein zweites Ladenlokal mit 200 Quadratmetern hinzugenommen haben.“
Das Damen-Modegeschäft im Herzen der Altstadt wird offenbar gut angenommen. „70 Prozent der Kunden kommen von außerhalb“, sagt Güngör. Doch die Geschäftsfrau sieht noch Potenzial in der Fußgängerzone. „Ganz wichtig wären einheitliche Öffnungszeiten“, sagt sie. „Es kann nicht sein, dass die meisten Geschäfte Mittwochnachmittags und über Mittag geschlossen sind und an Samstagen um 13 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden.“ Aber: Der große Vorteil in Wülfrath seien die vielen inhabergeführten und gepflegten Geschäfte. „Weitere Billigläden brauchen wir nicht“, sagt Güngör.
Marc Rexhausen, der seit 30 Jahren ein Herrenbekleidungsgeschäft im Spring betreibt, weiß, wo in der Altstadt nachgebessert werden müsste. „Es fehlt eine gute und einladende Gastronomie.“ Er zeigt auf die gegenüberliegende Straßenseite: „Die beiden Häuser abreißen und durch ein Brauhaus ersetzen.“ Eine gute Außengastronomie bringe seiner Meinung nach auch Frequenz.
Er bedauert in diesem Zusammenhang, dass das Café am Heumarkt geschlossen habe. „Doch da ist schon ein Nachmieter im Gespräch“, weiß Rahime Güngör.