Erk@Art 2022  Jan Masa begeistert Jury und Publikum

Erkrath · Das gab es noch nie in der langjährigen Geschichte der Kunstausstellung Erk@Art – dass sowohl der Jurypreis als nunmehr auch der Publikumspreis an ein- und denselben Künstler vergeben wurde. Ein Besuch bei Jan Masa.

Jan Masa mit seinen Kunstwerken daheim in Trills.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

1950 in Danzig geboren, studierte Jan Masa an der dortigen Kunstakademie Bildhauerei und beendete 1973 seine Studien mit dem Diplom. Im Laufe der Jahre wandte er sich der Fotografie und später der Objektkunst zu, weil er, wie er sagte, sich mit der dritten Dimension auseinandersetzen wollte.

Sein heimeliges Haus in Trills ist geschmückt mit seinen Werken. Ein Stück Holz, das er Jahre zuvor im Wald gefunden hatte, verwandelte er in eine „Goldene Stadt“, die oben auf einem angedeuteten Berg thront, aber für die winzig kleinen Menschen kaum erreichbar ist. Jan Masa kam ins Sinnieren: Der Mensch ist so klein, die Natur so unendlich groß und stark, die Flutkatastrophe im vergangenen Sommer hat es uns allen vor Augen geführt.

Jan Masa stammt aus Danzig,
wo der Zweite Weltkrieg begann

Jan Masa stammt aus Danzig, aus der Stadt mit der Westernplatte, wo der Zweite Weltkrieg begann, aus der Stadt mit dem Ghetto, in das die verbliebenen Juden gepfercht wurden. Wer hier geboren und aufgewachsen ist, kommt an der Geschichte des sogenannten Dritten Reichs nicht vorbei. Drei alte Arzneiflaschen symbolisieren alles Erlebte: „Pest – Mein Kampf – Cholera“. In dem Fläschchen mit der Aufschrift „Mein Kampf“, dem unsäglichen Pamphlet Hitlers, waren unzählige Papierschnitzel aufbewahrt: drei Seiten aus „Mein Kampf“, geschreddert.

Jan Masa ist ein gläubiger Mensch und hat in Hochdahl und der katholischen Kirche seine zweite Heimat gefunden. Seine Blaue Taube, die eigentlich eine weiße auf blauem Grund ist, ziert seit 2015 den Eingang zum S-Bahnhof. Sie hat einen Olivenzweig im Schnabel und sitzt auf einem Stacheldrahtzaun. Die Ausbreitung des Rechtsradikalismus in Deutschland erschreckt ihn.

Ein anderes Bild zeigt einen Weg, den ein Mensch schon zu zwei Dritteln gegangen ist, die Endlichkeit des Menschen, unseres Daseins verkörpernd. Der goldene Hintergrund ist für den Künstler ein Symbol der Göttlichkeit. Einst hatte er ein Triptychon geschaffen, hatte sich intensiv mit Paulus beschäftigt und für die drei Säulen „Glaube, Liebe, Hoffnung“ drei kleine Büchlein verwendet: Sein Gebetbuch zur Heiligen Kommunion, das Gebetbuch seines Großvaters und eine kleine Ausgabe des Evangeliums. Obwohl Jan Masa, wie er sagt, ein glücklicher Mensch ist, Nörgelei verabscheut und lieber positiv denkt, verleugnete er doch nicht, auch Negatives aus seinem Leben erlebbar zu machen.

Auch Negatives möchte er
in der Kunst erlebbar machen

Das Bild – wieder goldener Hintergrund, ganz minimalistisch zwei kleine Figuren, die durch einen Riss im Erdreich getrennt sind, „Divorce“, die Scheidung – Sinnbild des Scheiterns seiner ersten Ehe. Heute lebt der Künstler mit seiner zweiten Frau Inge, einer Rheinländerin, in Trills.

Seit 1973 ist Jan Masa Mitglied einer Künstlervereinigung in Danzig, die 1981 unter General Jaruzelski verboten wurde. Erst 2015 hat er die Mitgliedschaft wieder aufleben lassen und zu Ehren seines 50-jährigen Künstlerdaseins bereitet diese Gesellschaft eine Ausstellung in einer Galerie in Danzig vor – und Jan Masa kehrt zurück zu seinen Wurzeln. Anfang Juli wird die Ausstellung eröffnet und der Künstler wird während der Dauer von drei Wochen vor Ort sein. Seine ungemein beeindruckenden Werke, voller Symbolkraft, voller Expressivität und Liebe zur Schöpfung werden sicherlich auch in seiner polnischen Heimat begeistern. Und vielleicht folgt ja auch noch eine Ausstellung in Erkrath.