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Foto: NN

Menschen, die nicht gut sehen können, brauchen eine Brille. Das sind in Deutschland mehr als  40 Millionen Menschen – also ganz schön viele Leute. Brillen gibt es heute in vielen Formen und Farben. Jeder kann ein Brillengestell finden, das ihm gefällt und das nett aussieht.

Im Mittelalter gab es einen sogenannten Lesestein

Was heute selbstverständlich ist, war allerdings viele Jahrtausende nicht normal. Für Fehlsichtigkeit gab es überhaupt keine Lösung. Bevor man auf die Idee kam, für jedes Auge eine Linse zu benutzen und sie sich direkt vor die Augen zu halten, halfen sich die Menschen im Mittelalter mit dem sogenannten Lesestein. Dieser wurde aus Beryll gefertigt. Daher kommt auch unser Wort Brille. Den Lesestein legte man auf das Schriftstück, das man lesen wollte, und führte ihn beim Lesen auf der Schrift entlang. Damit sah die Schrift wie bei einer Lupe ein wenig größer aus. Später verwendete man dazu ein Stück Glas, das man sich zurechtgeschliffen hat. Noch später befestigte man zwei Gläser aneinander und hielt sie sich vor die Augen. Wer genau sich das ausgedacht hat, weiß man nicht mit Sicherheit. Höchstwahrscheinlich aber hat der italienische Augenarzt Alvino Armado aus Florenz diese erste Brillenform erfunden. Der Mediziner fertigte um 1280 die ersten Sehhilfen mit geschliffenen Linsen für Weitsichtige.  

Linsen mit einem Zwicker
auf der Nase

 Lange Zeit wurden Linsen wie ein Zwicker auf der Nase gehalten. So besaßen die ersten Brillen nicht wie heute Bügel und auch die Gläser waren nicht für jedermann geeignet. Nur die Menschen, die weitsichtig waren oder an Alterssichtigkeit litten, waren sie eine Hilfe. Sie waren nicht viel mehr als zwei in Metall, Horn oder Holz eingefasste Linsen, die über der Nase mit einem Steg verbunden waren. Genannt wurden sie Nietbrillen und benutzt wurden sie vor allem von Gelehrten, die viel lesen und schreiben mussten.

Die Kurzsichtigkeit konnte erst im 16. Jahrhundert korrigiert werden. 1727 konstruierte der Optiker Edward Scarlett in London die erste Brillenfassung, die um die Ohren gelegt wurde. Jedoch blieb der Erfolg zunächst aus. Die Menschen griffen lieben weiter zum Monokel oder Zwicker. Der Weg bis zu unserer modernen Brille, die hinter den Ohren festgehalten wird, war also lang.

Es kam zu ziemlich lustigen Erfindungen, die nur einen Zweck hatten: die Brille irgendwie festzuhalten. Mal hat man die Brille an einer Mütze befestigt oder auch an einem Hut oder einfach eine Schnur oder Reifen um den Kopf gebunden und daran die Linsen aufgehängt. Unsere „Ohrenbrille“ hat sich erst mit Beginn des 18. Jahrhunderts durchgesetzt.  

Und heute? Wenn man heutzutage nicht mehr gut sehen kann, geht man zum Augenarzt. Der untersucht, ob eine Brille hilft. Er schreibt auf, was für eine Brille man braucht, und bestimmt die Stärke der Gläser. Beim Optiker bekommt man ein Brillengestell, in welches die Gläser eingepasst werden. Es gibt auch sogenannte Gleitsichtbrillen bei Fehlsichtigkeit im Alter und Kontaktlinsen, die man – ganz ohne Gestell – auf die Pupille auflegt, um besser zu sehen. Kleiner geht eine „Brille“ nun wirklich nicht mehr.