Ausstellung „Grass als Soldat“ eröffnet
Lübeck (dpa) - Drei Tage nach dem 87. Geburtstag von Günter Grass ist ein neuer Ausstellungsteil im Lübecker Günter-Grass-Haus eröffnet worden.
Das von den Besuchern des Literaturhauses ausgewählte Modul „Grass als Soldat“ beleuchtet in mehr als 70 Dokumenten ausführlich die Zeit des Literaturnobelpreisträgers bei der Waffen-SS der Nationalsozialisten und die spätere Auseinandersetzung mit dem Thema. Zur Einführung las Schauspieler Mario Adorf (84) am Sonntag das Kapitel „Wie ich das Fürchten lernte“ aus Grass' autobiografischem Buch „Beim Häuten der Zwiebel“. Darin hatte der Schriftsteller 2006 seine Zugehörigkeit zur Waffen-SS offengelegt.
Die Ausstellung beweise, dass das Haus als unabhängige Forschungseinrichtung keine Themen ausklammere, sagte der Leiter des Hauses, Jörg-Philipp Thomsa. Seit 2012 können die Besucher des Grass-Hauses jedes Jahr abstimmen, welches Thema als nächstes wissenschaftlich aufgearbeitet werden soll.
Mit Grass verbinde ihn nicht nur seine Arbeit an dem Film „Die Blechtrommel“, erklärte Adorf. „Drei Jahre hinter ihm herhängend habe auch ich noch als 13-jähriger Kriegsfreiwilliger das Fürchten kennengelernt“, sagte er. Nach der Lesung bedankte sich Grass mit einer herzlichen Umarmung bei Adorf.