Bachmann-Vorlesemarathon startet
Wien/Klagenfurt (dpa) - Was ist gut und was schlecht? Mit Gedanken über die Sprache hat der Schweizer Autor Urs Widmer am Mittwochabend die 35. Tage der deutschsprachigen Literatur im österreichischen Klagenfurt eröffnet.
Bis zum Sonntag wird bei dem „Vorlesemarathon“ am Wörthersee der Sieger des Ingeborg-Bachmann-Preises 2011 ermittelt. Der Gewinner des Hauptpreises kann sich neben 25 000 Euro auch über viel Aufmerksamkeit und eine mögliche große Zukunft als Schriftsteller freuen.
Die 14 teilnehmenden Nachwuchshoffnungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz lesen aus bisher unveröffentlichten Texten vor einer Jury unter dem Vorsitz von Burkhard Spinnen. Danach werden die Werke öffentlich - und meist sehr ehrlich und kontrovers - diskutiert. Der Vorlesemarathon endet am Samstag, am Sonntagvormittag will die Jury dann den Gewinner bekanntgeben.
Literatur funktioniere nicht nach dem K.o.-System, in dem am Schluss einer der Sieger ist, sagte Widmer in seiner Eröffnungsrede. Dennoch gebe es Unterschiede: „Bei vielen Texten sind wir uns bald einig, dass sie grottenschlecht sind.“
Er nannte verschiedene Kriterien, nach denen er Literatur in gute und schlechte zu unterscheiden versuche: Ein gutes Buch langweile nicht, strebe nicht bewusst nach einer eigenen Sprache, sondern finde sie von allein und sei mehr als der Griff in den Fertigteilbaukasten: „Schlechte Literatur ist ausschließlich aus schon Vertrautem montiert. (...) Gute Bücher gehen dem Vertrauten nicht um jeden Preis aus dem Weg, aber sie reiben sich an ihm durch Abweichungen.“
Die nach der österreichischen Dichterin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannte Auszeichnung gilt als einer der wichtigsten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum. Seit seiner Gründung 1977 verhalf der Bachmann-Preis Gewinnern wie Ulrich Plenzdorf (1978), Franzobel (1995), Uwe Tellkamp (2004) und Tilman Rammstedt (2008) im Anschluss zu größerer Karriere.
In diesem Jahr kommen zehn Autoren aus Deutschland, die meisten davon leben in Berlin. Zudem treten noch drei Österreicher und ein Schweizer an. Sechs der Teilnehmer sind Frauen. Zu den Zulassungskriterien gehört, dass die Jungautoren bereits Texte veröffentlicht haben.
Die Lesungen beginnen am Donnerstagvormittag und enden am Samstag, am Sonntag steht dann der Gewinner fest. Insgesamt werden mit dem Hauptpreis fünf Preise in der Gesamtsumme von 56 500 Euro vergeben. Der Sender 3sat überträgt fast die gesamte Veranstaltung über Tage stundenlang live.