Briefe an den Nachrichtenmann

Als Tagesschausprecher erhält Jan Hofer viel Post von Fernsehzuschauern. Nur wenige schreiben nett, andere wollen direkt heiraten.

Hamburg. Wer sich besseres Wetter wünscht, einen Fahndungsaufruf für einen Strandkorb starten oder die Ziehung der Lottozahlen beeinflussen möchte — der schreibt ans Fernsehen. Diese und andere kuriose Zuschriften hat „Tagesschau“-Chefsprecher Jan Hofer (60) jetzt in einem Buch gesammelt. „Liebe Lottofee, anbei meine Zahlen für kommende Woche“ heißt das Werk.

Die Zuschauer beschweren sich über Fernseh-Köche, die sich nicht die Hände waschen, fragen, wo man Requisiten aus Sendungen kaufen kann oder bitten um Autogramme. Allein die ARD bearbeitet jeden Monat zwischen zehn- und fünfzehntausend Anfragen. In den meisten Briefen und Mails wird gemäkelt und gemeckert oder nachgefragt, Begeisterung und Lob sind selten.

Ein Zuschauer ist am Boden zerstört, nachdem eine Sendung abgesetzt wurde: „Vielleicht können Sie mir ja helfen, meinem Leben wieder einen Sinn zu geben“, schreibt er. Ein anderer bittet um einen Ratschlag, nachdem er von seiner überraschenden Vaterschaft erfahren hat.

Der „Tagesschau“-Sprecher vergleicht in seinem Buch das Verhältnis zwischen Fernsehen und Zuschauer mit einer Liebesbeziehung — lang andauernd und mit immer wieder neuen Überraschungen und Abgründen. Mit Kritik am Programm sparen die Zuschauer nicht. „Warum sind die Frauenfiguren so unverschämt arrogant?“ oder „Wenn das so weitergeht, melde ich die Rundfunkgebühren ab!“

Auch Hofer und seine Kollegen stehen oft im Mittelpunkt des Interesses. Ein Verehrer möchte Moderatorin Gabi Bauer einen Heiratsantrag machen, und auch Jan Hofer bekommt eindeutige Angebote: „Wenn Sie das nächste Mal diesen Schlips tragen, ist es für mich ein Zeichen, dass auch Sie mich gern treffen würden, ich warte am Tor des Funkhauses auf Sie.“ Auch Beschwerden zur Aussprache sind häufig. „Herrn Hofers Stimme scheint ständig belegt, ich finde das allmählich unerträglich.“