Buch „Ich versteh die Welt nicht mehr“: Komplizierte Weltgeschehen einfach erklärt
Jennifer Sieglar und Tim Schreder arbeiten in ihrem Buch „Ich versteh die Welt nicht mehr“ brisante Nachrichtenthemen verständlich auf.
Düsseldorf. Nordkorea, die Krise im Nahen Osten oder die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Das Weltgeschehen ist bisweilen kompliziert. Seit einigen Jahren brechen die 34-jährige Jennifer Sieglar und der 26 Jahre alte Tim Schreder als Moderatoren der Kindernachrichtensendung „Logo“ komplexe Themen auf ein verständliches Niveau herunter.
Nun haben sie ein Buch geschrieben. „Ich versteh die Welt nicht mehr“ liefert Hintergründe und Erklärungen zu 24 Themen des Zeitgeschehens auf 304 Seiten — vom Krieg in Syrien bis zum Freihandelsabkommen TTIP. Frei nach dem im Vorwort festgehaltenen Credo: „Kein Nachrichtenthema ist so kompliziert, dass man es nicht einfach, verständlich und unterhaltsam erklären kann.“
Zu ihrem Erstlingswerk inspiriert hat die beiden Autoren ein Satz, der ihnen immer wieder in Gesprächen mit Eltern ihrer jungen Zuschauer begegnete: „Endlich verstehen wir die Nachrichten auch mal.“ Denn das, erklärt Jennifer Sieglar, sei das Problem der TV-Nachrichtenformate: „Es werden nur die neuesten Wendungen beschrieben — vielen Zuschauern fehlt der Hintergrund.“ Den liefern die Moderatorenkollegen in ihrem Buch und wollen damit in erster Linie Jugendliche und Erwachsene erreichen, die von der Fülle an Informationen der Nachrichtenwelt abgeschreckt werden.
„Wichtig ist, dass man beim Erklären von vorne beginnt“, sagt die ausgebildete Journalistin. Ob beim Nahostkonflikt, dessen Ursprung in der jüdischen Vertreibung aus Jerusalem im Jahr 70 nach Christus liegt, oder bei der Eurokrise, die eigentlich schon beginnt, als Griechenland mit falschen Angaben Mitglied der Währungsunion wird.
Die Auswahl der Themen ergab sich aus deren Präsenz in den Nachrichten. Mit den Huthi-Rebellen im Jemen und der Situation im Südsudan haben es allerdings auch Themen auf die Agenda geschafft, die selten Topmeldungen sind, aber immer wieder in der Öffentlichkeit auftauchen.
Auch vor Kontroversen wie dem Nahostkonflikt oder dem Krieg in der Ostukraine machen die Autoren keinen Halt. „Das Buch muss einen gewissen Anspruch auf Vollständigkeit haben — da darf man keine schwierigen Themen außen vor lassen“, findet Jennifer Sieglar. Der Spagat gelingt, weil die Sichtweise aller Beteiligten dargestellt wird. So wird nicht nur die russische Militärintervention in Syrien kritisch hinterfragt — auch Kritiker des US-Engagements vor Ort kommen zu Wort.
Ihre Reportertätigkeit erwies sich bei der Recherche als nützlich, erzählt die 34-Jährige: „Weil ich Donald Trump beim Wahlkampf in Washington beobachte habe, war ich in diesem Thema drin und habe letztendlich das Kapitel über ihn geschrieben.“ Zudem konnten sie sich auf nationale und internationale Journalistenkollegen verlassen: In nächtelangen Video-Chats offenbarte ein ukrainischer Produzent Hintergründe der ukrainisch-russischen Beziehungen und die Situation im Land.
Nur durch die halbjährige Recherche konnten sie einschätzen, welche Aspekte vernachlässigt werden können. Denn Themen, über die ganze Bücher geschrieben wurden, werden in „Ich versteh die Welt nicht mehr“ in 15 Seiten erklärt. „Mut zur Lücke“ funktioniert in diesem Fall erstaunlich gut.
Natürlich ist das Buch nur eine Momentaufnahme der aktuellen Lage, das weiß auch Jennifer Sieglar: „Die Rohingya in Myanmar waren während der Arbeit am Buch noch keine Thema — heute kämen sie mit Sicherheit vor.“ Deshalb kann sie sich gut vorstellen, einen zweiten Teil zu veröffentlichen — oder zumindest eine aktualisierte Auflage mit den neuesten Entwicklungen.