Buch über Kommunikation: Warum wir uns (nicht) verstehen
Düsseldorf. Wie funktioniert Kommunikation? Wie kann sie die Qualität des Lebens im geschäftlichen, aber auch im privaten Bereich bestimmen? Mit solchen Fragen befasst sich die Kommunikationspsychologie.
Friedemann Schulz von Thun ist der große Kopf dieser Fakultät, seine Bücher zum Thema sind Standardwerke.
Das Kommunikationsquadrat mit seinen vier Botschaften, die eine einzige Aussage haben kann, sind Legende. Beispiel: Der Mann auf dem Beifahrersitz ruft seiner Frau zu: „Du, da vorne ist grün.“ Vier Botschaften sind hier enthalten: Die Ebene des Sachinhalts betrifft die tatsächliche Frage, welche Farbe die Ampel anzeigt.
Der Satz enthält aber auch eine Selbstkundgabe des Mannes: Ich bin ungeduldig, ich habe es eilig. Und dann ist da die Beziehungsbotschaft: Der Mann zweifelt möglicherweise an der Fahrkompetenz seiner Frau. Und schließlich der Appell: Nun gib schon Gas. Das Kommunikationsquadrat, aber auch viele andere Fragen der Kommunikationspsychologie erklären anschaulich, wie es eigentlich passieren kann, warum sich Menschen missverstehen.
Was sie ändern können, wenn sie ihre Botschaften, und den Aspekt, wie diese beim Gegenüber ankommen, hinterfragen. Doch wie hat Schulz von Thun diesen theoretischen und am Ende doch auch so praktischen Hintergrund geschaffen, welche Rolle spielt seine eigene Biografie bei dem 1944 geborenen Psychologen dabei?
Ein anderer Professor, Bernhard Pörksen, dessen Fach Medienwissenschaft natürlich auch sehr viel mit dem Thema zu tun hat, ist auf den Star der Kommunikationspsycholgie zugegangen - und hat eben diese Fragen in vielen Stunden mit ihm diskutiert, die Gespräche aufgezeichnet. Und dann haben beide Professoren sie in dialogischer Form zusammengefasst.
Über mehr als 200 Seiten kann der Leser das Frage-Antwort-Spiel, in dem Pörksen weit mehr als ein bloßer Stichwortgeber, eher ein freundschaftlicher Sparringspartner ist, mitverfolgen: Woran liegt es, wenn eine Führungskraft in der Arbeitswelt ihren Job gut oder eben nicht gut meistert? Was ist der Schlüssel zu verständlichem Schreiben oder Reden? Wie kommt es zu Missverständnissen zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturkreise?
Das Buch will zwar kein Ratgeber sein, liefert auch keine expliziten Handlungsanweisungen. Doch ermöglicht es dem Leser, eigene Erfahrungen geglückter oder missglückter Kommunikation einzuordnen - was insoweit dann doch wieder lehrreich und zukunftsgerichtet sein kann. Ein Dialog auf intellektuell hohem Niveau und doch in verständlicher Sprache geschrieben, der den Leser die Gelegenheit gibt, dem Gespräch zweier kluger Köpfe zuzuhören.
Bernhard Pörksen/Friedemann Schulz von Thun: Kommunikation als Lebenskunst, Carl-Auer-Verlag, ISBN 978-3-8497-0049-2, 217 Seiten, 24,95 Euro