Coole Eltern leben länger - Über das Vatersein
Autor Wladimir Kaminer schreibt über pubertierende Kinder.
Berlin. Kinder können anstrengend sein, Kinder in der Pubertät die Hölle. Zahlreiche neue Buchtitel beweisen, dass es Bedarf gibt, mehr darüber zu lesen. Nun hat Wladimir Kaminer ein Buch über sein Leben als Vater geschrieben: „Coole Eltern leben länger“. Es ist weder larmoyanter Selbsterfahrungsbericht noch das übliche Sammelsurium an Tipps, wie Eltern mit pubertierenden Kindern klarkommen sollen. Und das ist auch gut so: Coole Bücher liest man lieber.
Wladimir Kaminer (47) hat viele Seiten: Er ist Berliner mit Migrationshintergrund, DJ der Russendisko, bekennender Schrebergärtner und Vater zweier pubertierender Kinder. Und vor allem Autor unterhaltsamer Bücher. Diesmal schreibt er „Geschichten vom Erwachsenwerden“, wie der Untertitel lautet. Alle davon hätten so oder so ähnlich passieren können, betont er, „alle Ähnlichkeiten mit real existierenden Kindern, Müttern und Vätern sind weder beabsichtigt noch gewollt“.
Vieles wird Lesern, die Kinder haben, bekannt vorkommen. Die schrecklichen Momente wie den, wenn das pubertierende Kind schlecht gelaunt tagsüber nichts essen will und nachts Fressattacken mit Pizza stillt.
Oder die Situationen, in denen es wichtig ist, ruhigzubleiben, auch wenn sich die Anzeichen häufen, die Grund zur Sorge geben: Als die Party zum 16. Geburtstag der Tochter etwas aus dem Ruder läuft, während die Eltern aufs Land gefahren sind. „Ab Mitternacht wurden wir immer öfter mit Anrufen terrorisiert“, erzählt der Autor. Erst meldet sich der kleine Bruder, dann die Großmutter, schließlich die Nachbarn und erzählen von lauter Musik, rauchenden Jugendlichen auf der Fensterbank und verdächtigen Menschen im Schlafzimmer. Am nächsten Tag steht das Haus noch, nur die Briefkästen sind mit Graffiti beschmiert, und einer der Gäste ist in den Turnschuhen des Autors nach Hause gegangen.
Das Dilemma des Elternseins bestehe darin, sich den Respekt des Erziehungsbedürftigen zu verschaffen, schreibt Kaminer: „Der Erziehungsbeauftragte muss beweisen, dass er nicht nur älter, sondern auch weiser als der Erziehungsbedürftige ist und dementsprechend eine größere Lebenserfahrung besitzt, die er jederzeit bereit ist, dem Erziehungsbedürftigen auf dessen Weg zu geben.“ Schön gesagt.
Kaminer schreibt Bücher, die intelligent und etwas anders sind. Für „Coole Eltern leben länger“ gilt das auch. Was ihn sympathisch macht: Er gibt nicht den Besserwisser und behält die Fähigkeit zur Selbstironie.