Buchmesse: Maler Anselm Kiefer mit Friedenspreis des Buchhandels ausgezeichnet

Die Auszeichnung wurde erstmals an einen bildenden Künstler verliehen.

Frankfurt/Main. Der deutsche Künstler AnselmKiefer ist am Sonntag mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandelsausgezeichnet worden. Der 63-jährige Maler nahm den renommierten Preisin der Frankfurter Paulskirche vor rund tausend geladenen Gästenentgegen, unter ihnen Altbundespräsident Richard von Weizsäcker,EU-Kommissar Ján Figel und Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee(SPD).

Der Kunsthistoriker Werner Spies hielt die Laudatio, in der erKiefers Werdegang nachzeichnete und dessen Passion zur Literaturbetonte. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000Euro dotiert.
Der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, GottfriedHonnefelder, sagte, Kiefer stehe beispielhaft für die Absicht desBörsenvereins, „aus Verantwortung der eigenen Geschichte gegenüber mitder Verleihung des Friedenspreises die Wahrheit erschließende undVerstehen ermöglichende Kraft des Wortes und des Bildes zu ehren“.

In seiner Rede erläuterte Kiefer sein Verständnis von Geschichte undGesellschaft sowie die Verbindung von Literatur, Wissenschaft undMythologie zur Kunst. Dabei ging er auf Versäumnisse in derErinnerungskultur ein. „Nach dem Zusammenfall der beiden deutschenStaaten kam es zur Wiederholung des Zuschüttens, des Verstopfens vonleerem Raum: wieder eine Stunde Null für alles, was sich vierzig Jahreim anderen Teil Deutschlands ereignet hatte“, sagte Kiefer lautRedetext.

Der Raum zwischen den beiden ehemaligen Staaten und Systemenhätte leer bleiben sollen und wie ein Zen-Garten regelmäßig gepflügtwerden sollen. „Man hätte einen leeren Raum erhalten können, einenMeditationsraum der Geschichte, in den die Menschen hätten hinabsteigenkönnen - hinabsteigen in sich selbst.“

Der in Donaueschingen geborene Kiefer zählt zu den wichtigstendeutschen Künstlern und beeinflusst seit Beginn seines künstlerischenSchaffens die zeitgenössische Kunst. Der Sohn eines Zeichenlehrersstudierte ab 1965 zuerst Rechtswissenschaften und Romanistik, bevor ernach dem Studium der Bildenden Kunst bei Peter Dreher in Freiburg undbei Horst Antes in Karlsruhe von 1970 bis 1972 als Schüler von JosephBeuys in Düsseldorf arbeitete.

Von der ersten Bilderserie „Besetzungen“1969 bis zur großen Ausstellung „Monumenta“ vergangenes Jahr im PariserGrand Palais zeugen Kiefers Werke von dessen Auseinandersetzung mitGeschichte, Religion, Philosophie und Mystik sowie mit Literatur undPoesie.

Durch die Verbindung von Kunst mit politischer Aussage löste Kiefer inder Öffentlichkeit wiederholt Diskussionen aus. So beschäftigt er sichmit der Frage, ob es nach dem Holocaust und der Vereinnahmung dernationalen kulturellen und künstlerischen Tradition durch das DritteReich überhaupt noch deutsche Künstler geben kann, und setzt in seinenBildern symbolische und mythische Elemente aus der deutschen Geschichteein.

Kiefer ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, unter anderem desGoslarer Kaiserrings und des Internationalen Jury-Preises derKunst-Biennale Venedig 1997. Vor neun Jahren erhielt Kiefer denjapanischen „Praemium Imperiale“ als Würdigung für einenzeitgenössischen Künstler, der einen ausgeprägten Sinn für dieAuseinandersetzung der Kunst mit der Vergangenheit und der Ethik undMoral der Gegenwart entwickelt hat.

Der Friedenspreisträger ist inzweiter Ehe mit der Österreicherin Renate Graf verheiratet und hat dreiKinder. Er lebt und arbeitet im südfranzösischen Barjac und in Paris.

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