Bücher von und über Trump: Vom Sturz in Dantes Inferno
Washington (dpa) - Wer über Donald Trump noch nicht alles wissen sollte, wird mit einer Reihe von Neuerscheinungen in den USA bestens versorgt.
Ernsthafte Analysen, tiefgründige Recherchen, neue Auflagen früher Porträts und ein Comic ergeben ein hochfeines Mosaik des republikanischen Präsidentschaftskandidaten und Milliardärs. Die Lektüre hat aber ihren Preis.
„Diesen Stapel zu lesen, bedeutet den Sturz in eine Bizarro-Welt, eine Spielart von Dantes Inferno“, meint die „Washington Post“. Und ergänzt, Philip Roth habe das schon vor 50 Jahren visionär und passgenau beschrieben: Die ganz und gar echte Realität der USA sei so verblüffend, so erstaunlich und so schräg, dass sie die magere Imaginationskraft eines jeden Schriftstellers locker erniedrige.
Der neueste Versuch, Trump bis in seine tiefsten Tiefen auszuleuchten, ist einer der besten. „Trump enthüllt: Eine amerikanische Reise von Ehrgeiz, Ego, Geld und Macht“ haben die Journalisten Michael Kranish und Marc Fisher ihre glänzende Recherche überschrieben. Sehr gut geschrieben, viele neue Details, 20 Stunden Interview mit Trump selbst, wovon der heute aber nicht mehr viel wissen will.
Ebenfalls großartig ist „The Making of Donald Trump“ des früheren „New Yorker“-Reporters David Cay Johnston. Drei Jahrzehnte hat er Trump begleitet, zeichnet obskure Geschäftspraktiken des selbsterklärten Deal-Großmeisters nach, dazu seine Rücksichtslosigkeit, die geschäftsmäßige Normalität seiner Brutalität.
Die „Post“ meint, alle Bücher porträtierten den Mogul in einer letztlich bemerkenswerten Konsistenz. Beschrieben werde ein laut krähender Narziss, auf schon fast komische Weise selbstsüchtig: „Süchtig nach Übertreibungen, lässt er für Jux und Profit alle Wahrheiten fahren“.
In Trumps Welt, das wird aus allen Werken deutlich, regiert der unverstellte Darwinismus, in dem Gewinnen alles und Achtung vor anderen nichts ist. Am deutlichsten wird das, wenn Trump selbst schreibt oder schreiben lässt: „Meistens kann man andere nicht respektieren, weil sie Deinen Respekt einfach nicht verdienen.“ Oder (schon von 2004): „Sei paranoid.“ Oder: „Wenn Dich jemand angeht, schlage so hart zurück wie irgendwie möglich.“
Der Neuauflage von „Verkrüppeltes Amerika“ hat Trump nun etwas fröhlicher betitelt. „Wieder großartig: Wie wir unser verkrüppeltes Amerika wieder flottmachen.“ Der Inhalt ist allerdings so dunkel wie vorher, sortenreiner Nihilismus, die dystopische Vision eines zerstörten Amerika. Das mündete dann umweglos in seine zutiefst pessimistische Parteitagsrede von Cleveland: Die USA, am Ende. Einzig möglicher Retter aus all dem Elend: Donald J. Trump.
Wenn alles so überlaut und überzeichnet ist, ist der Comic vielleicht das konsequeneste Medium für Neues aus dem Paralleluniversum. Auch die gibt es über Trump. Allerdings schließt der selbst das echte Leben mit der Kunst kurz, hinterlegt mit einem perfekten Zirkelschluss: „Meine Karikatur ist Wirklichkeit. Ich bin der Schöpfer meines eigenen Comics.“
- Great Again. How to fix our crippled America. Von Donald J. Trump, Treshold Editions, 193 S.; 14,99 Dollar - The making of Donald Trump. Von David Cay Johnston, Melville House, 263 S.; 24,99 Dollar - Never Enough. Donald Trump and the pursuit of success. Von Michael D'Antonio, Thomas Dunne Books, 389 S.; 26,99 Dollar - Trump and me. Von Mark Singer, mit einem Vorwort von David Remnick, Tim Duggan Books, 109 S.; 16 Dollar - Trump Revealed. An American Journey of Ambition, Ego, Money and Power. Von Michael Kranish und Marc Fisher, Scribner, 431 S., 28 Dollar - Trump: Think like a Billionaire. Everything you need to know about success, real estate and life. Von Donald J. Trump mit Meredith McIver, Ballantine Books, 263 S.; 8,99 Dollar - Yuge! 30 Years of Doonesbury on Trump. Von G.B. Trudeau, Andrews McMeel, 111 S.; 14,99 Dollar