Cervantes-Preis für Fernando del Paso

Madrid (dpa) - Der Schriftsteller und Dichter Fernando del Paso hat bei der Entgegennahme des spanischen Literatur-Preises Premio Cervantes die Zustände in seinem Heimatland Mexiko heftig kritisiert.

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„Die Lage in Mexiko wird immer schlechter. Überfälle, Erpressungen, Entführungen, Verschwundene, Ermordungen von Frauen, Diskriminierung, Straflosigkeit, Zynismus, alles geht weiter“, sagte der 81-Jährige am Samstag auf der Übergabezeremonie in der Universität von Alcalá de Henares östlich von Madrid.

Vor Spaniens König Felipe VI., dem Madrider Ministerpräsidenten Mariano Rajoy und weiteren ranghohen Politikern des Euro-Landes prangerte del Paso auch die jüngste Verabschiedung eines Gesetzes in Mexiko an, das der Polizei erlaube, bei „Kundgebungen und bei öffentlichen Zusammenkünften auf die Menschen zu schießen“. Mexiko erlebe „den Beginn eines totalitären Staates“, warnte er.

Bei der Überreichung des Preises, der bedeutendsten Literatur-Auszeichnung der spanischsprachigen Welt, hatte König Felipe zuvor betont, del Paso bringe die spanische Sprache „zum Glänzen“.

In seiner Dankesrede erklärte der nach einer Hirnischämie (Mangeldurchblutung des Gehirns) vor drei Jahren auf den Rollstuhl angewiesene Mexikaner, der Cervantes-Preis sei in seinem hohen Alter „ein Anreiz, weiter zu schreiben“. Del Paso wurde nach Angaben der Jury für seinen „Beitrag zur Entwicklung des Romans“ ausgezeichnet, „der Tradition und Moderne vereint“. Der Mann aus Mexiko-Stadt gehe Risiken ein und sei innovativ, hieß es. Zu seinen wichtigsten literarischen Einflüssen zählt del Paso unter anderem James Joyce und William Faulkner.

Der auch mehrfach ins Deutsche übersetzte del Paso zeichnet und malt auch. Er war Diplomat und Leiter der inzwischen nach ihm benannten Bibliothek der Universität von Guadalajara, betätigte sich als Radiosprecher und -produzent und arbeitete auch für die BBC in London sowie für Radio France International in Paris.

Der 1987 im Original erschienene historische Roman „Noticias del Imperio“ („Nachrichten aus dem Imperium“/Peter Hammer Verlag) ist das wichtigste Werk des eher zum Tragikomischen als zum Drama neigenden Autors. Das Buch handelt von der Gründung des Zweiten Mexikanischen Kaiserreiches, das 1867 nach nur rund drei Jahren mit der Hinrichtung von Kaiser Maximilian I., des jüngeren Bruders von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich, zu Ende ging.

Die nach dem „Don Quijote“-Autor Miguel de Cervantes benannte Auszeichnung wird seit 1976 alljährlich verliehen. Der Cervantes-Preis ist mit 125 000 Euro dotiert und gilt als die wichtigste literarische Auszeichnung in der spanischsprachigen Welt.