"Das Alphabethaus“: Jussi Adler-Olsens Thriller erscheint auf deutsch
Jussi Adler-Olsens erster Thriller erscheint jetzt auf deutsch.
Düsseldorf. Jussi Adler-Olsen kennt sich mit Geisteskranken aus. Als Sohn eines Psychiaters sind ihm Dänemarks Nervenheilanstalten seit Kindheit an vertraut. Nicht verwunderlich also, dass in seinen Kriminalromanen rund um den ausgebrannten Kommissar Carl Mørck aus dem Sonderdezernat Q viele Facetten des Wahnsinns vorkommen. Es überrascht auch wenig, dass schon sein Erstlingswerk „Das Alphabethaus“ von 1997, in weiten Teilen in einem Lazarett mit psychisch Kranken spielt. Jetzt erscheint der Krimi auch auf deutsch.
Adler-Olsen erzählt die Geschichte der britischen Soldaten Bryan und James, beste Freunde seit Kindertagen. Als sie während eines Erkundungsflugs im Zweiten Weltkrieg über Deutschland abgeschossen werden, können sich die beiden nur mit viel Glück retten. Sie schlagen sich durch das verschneite Land und enden mit der Identität zweier deutscher Offiziere in einem Krankenhaus für SS-Soldaten, die die Erlebnisse an der Front psychisch nicht verarbeiten können — dem Alphabethaus. Intensiv schildert Adler-Olsen die Folter, der die Patienten ausgesetzt werden — Medikamentenversuche, Misshandlungen, Elektroschocks. Dann kann Bryan fliehen — jedoch ohne James. Noch 30 Jahren später frisst an Bryan das schlechte Gewissen, seinen besten Freund im Stich gelassen zu haben. Er reist nach Deutschland, um ihn zu suchen.
Der 61-Jährige hebt im Nachwort hervor, dass er keinen Kriegsroman habe schreiben wolle. Und das hat er auch nicht. Er erzählt die Geschichte zweier Freunde und eines möglicherweise auch gegenseitigen Verrats — eine beklemmend tragische Geschichte, die sich nach hinten heraus zum fesselnden Thriller entwickelt.
Der Bestseller-Autor überzeugt in bewährter Manier durch seine vielschichtigen Figuren. Das ist aber auch die einzige Gemeinsamkeit mit seiner Krimireihe um das Sonderdezernat Q, mit der er bisher Welterfolge feiert (Band vier erscheint im September). „Es ist eine andere Sprache, eine andere Art zu erzählen.
Von der Struktur ähnelt der Roman den Büchern klassischer Krimiautoren wie Frederick Forsyth“, sagt Adler-Olsen über sein Buch. Und Oscar-Gewinner Just Betzer, der sich noch vor seinem Tod die Filmrechte sicherte, hielt das Buch gar für „den besten Film, den ich jemals gelesen habe“. Es ist einfach ein anderer Adler-Olsen, der sich hier präsentiert. Aber nicht weniger lesenswert.
Jussi Adler-Olsen: „Das Alphabethaus“; dtv, 592 Seiten, 15,90 Euro.