Das E-Book im Test
Der Hit der am Mittwochabend eröffneten Leipziger Buchmesse dürfte das elektronische Book sein. Es hält derzeit 160 Bücher in überaus handlicher Form bereit.
Leipzig. Wer gern liest, kauft sich ein Buch und schlägt es auf - manchmal gibt es noch einen kurzen Kampf mit der Klarsichtfolie, in die der Band eingeschweißt ist. Diesmal ist alles anders. Dieses Buch wird im Karton verkauft, und einmal ausgepackt, ist der Kunststoffumschlag das einzige, was sich aufklappen lässt.
Statt der Papierseiten wird ein Bildschirm sichtbar, umrandet von silbrigem Metall mit Schaltknöpfen am rechten und am unteren Rand und etwa sieben Millimeter dick. Was hier liegt, ist ein E-Book, ein elektronisches Buch für Leseratten des 21. Jahrhunderts. Sony hat in den USA bereits ein Nachfolgemodell seines Readers angekündigt.
Noch ist der Bildschirm tot, und kein Druck auf die großen und kleinen Knöpfe rechts und unten erweckt ihn zum Leben. Aber in Zeiten, da der Umgang mit Computern und Handys intuitiv erfasst werden kann, kann die Benutzung eines simplen Buchs doch so schwer nicht sein.
Also bleibt die Bedienungsanleitung erstmal liegen. Stattdessen ein Rundumblick. Aha, auf der Unter- und der Oberseite des Metallgehäuses gibt es Anschlüsse für USB-Kabel und Kopfhörer, einen Lautstärkeregler und zwei Steckplätze für Memory-Sticks, die derzeit noch von Platzhaltern aus Plastik besetzt sind. Außerdem ist da noch ein Regler, der sich verschieben lässt - und schon erwacht das E-Book.
Übersichtlich werden die Funktionen auf dem Bildschirm aufgelistet: Die Bücher im Gerät sind nach Titel oder nach Autor oder Datum geordnet. Oberster Punkt ist weiterlesen. Zuverlässig öffnet sich das E-Book, wenn es einmal abgestellt war, wieder auf der Seite, auf der es abgeschaltet wurde. Darüber hinaus lassen sich mehrere Lesezeichen setzen - dargestellt als Eselsohr - also die umgeschlagene Ecke eine Seite, ein Greuel für jeden Bücherfreund.
Über den Menü-Knopf sind weitere Einstellungen verfügbar, bis zur Einstellung von Datum und Uhrzeit, die wohl bei keinem elektronischen Gerät mehr fehlen dürfen. Auch die Auswahl der einzelnen Bücher ist übersichtlich. 160 Bände sollen in dem Gerät insgesamt Platz haben. Im Lieferumfang sind zwei Romane - der Bestseller "Gut gegen Nordwind" von Daniel Glattauer und der Krimi "Querschläger" von Silvia Roth - enthalten sowie einige Leseproben.
Darunter sind zum Beispiel Teile von "Außer Dienst" von Alt-Kanzler Helmut Schmidt, "Wir Ertrunkenen" von Carsten Jensen, "Ein Haus zum Träumen" von Nora Roberts und von "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele" von Richard David Precht. Genug Stoff, um den Lesesüchtigen erstmal zu fesseln.
Das Buch liegt gut in der Hand, der Bildschirm ist angenehm hell. Drei verschiedene Schriftgrößen erlauben es selbst Kurzsichtigen, die Brille einmal abzusetzen. Allerdings lässt sich die nicht sehr klare Schrift selbst nicht verändern. Das immerhin hat das E-Book mit seinen papiernen Geschwistern gemein.
Umblättern kann die rechte Hand am rechten Rand oder die linke auf einem Knopf unten links. Endlich einmal sind Links- und Rechtshänder gleichberechtigt. Selbst bei mittlerer Schriftgröße muss jedoch wegen des kleinen Bildschirms sehr häufig umgeblättert werden, recht mühsam für alle, die beim Lesen gern essen oder beim Essen gern lesen.
Wer unbedingt will, kann den Akku auch über ein Netzteil füttern, das aber im normalen Lieferumfang nicht dabei ist. Solche Einzelheiten erfährt man aus der Bedienungsanleitung, ebenso, wie der Nachschub an Lesefutter zu besorgen ist. Und schon macht sich Enttäuschung breit: Das soll über einen Computer mit Internetanschluss funktionieren.
Tausende von Titeln sind für den Sony Reader im Angebot. Gäbe es sie nur über das Internet, wäre dies ein Schwachpunkt des E-Books. Denn lesen lässt sich auch am Note- oder Netzbook selbst. Sogar für Handys oder iPhones von Apple mit ihren allerdings noch kleineren Bildschirmen gibt es Texte. Wer aber ein E-Book in die Hand nimmt, sollte den Nachschub auch im Buchhandel direkt aufladen können. Dies soll in vielen Geschäften dann der Fall sein, versichert eine Sprecherin.